Unruhen nach Jonathans Sieg dauern an

Brennende Kirchen

In Nigeria halten die Unruhen auch am dritten Tag nach den Präsidentschaftswahlen an. Unbestätigten Angaben zufolge soll es bis zu 20 Tote gegeben haben. Noch einmal aufgeheizt hat sich die Stimmung am Montagabend, als die unabhängige Wahlkommission Goodluck Jonathan von der "Peoples' Democratic Party" offiziell zum Sieger erklärte.

 (DR)

Im muslimisch geprägten Norden brannten Häuser und Kirchen. Besonders schlimm sollen die Unruhen ersten Informationen zufolge in der Stadt Kaduna im mittleren Norden des Landes gewesen sein. Dort zündeten Unbekannte laut Berichten eines lokalen Fernsehsenders unter anderem das Haus von Vizepräsident Namadi Sambo (PDP) an. Über Nacht seien immer wieder Schüsse zu hören gewesen.



Seit Sonntagmorgen waren vor allem Jugendliche immer wieder durch Städte im überwiegend muslimisch geprägten Norden gezogen, um gegen die ersten Wahlergebnisse zu protestieren. Von Anfang an zeichnete sich eine deutliche Mehrheit für Amtsinhaber Jonathan ab, der seine Unterstützer vor allem im christlich geprägten Süden hat.



Im Norden hatte sein größter Herausforderer, Muhammadu Buhari vom Congress for Progressive Change (CPC), die Mehrheit der Wähler hinter sich. Nach Informationen der Tageszeitung "Vanguard" vom Dienstag will er das Wahlergebnis nicht akzeptieren und geht von Manipulation aus. Für den Nachmittag hat die CPC eine Pressekonferenz angesetzt.



Bischof macht Hoffnung

Der katholische Erzbischof von Kaduna, Matthew Ndagoso, erklärte, trotz aller Gewalt sei die Demokratisierung in Nigeria nicht aufzuhalten. Die Wahlen seien die bislang transparentesten und fairsten überhaupt gewesen. Ndagoso, der sich derzeit beim katholischen Hilfswerk missio in Aachen aufhält, berichtete, die Lage in der muslimisch geprägten Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates Kaduna sei sehr angespannt. Seine Mitarbeiter hätten ihm von einem brennenden Pfarreigebäude und weiteren kirchlichen Einrichtungen berichtet.



Ndagoso betonte, er sehe die Gefahr, dass die für die Gewalt Verantwortlichen "die Christen erneut als Sündenböcke abstempeln".  Wenn die Anhänger des unterlegenen Kandidaten meinten, dieser sei betrogen worden, "dann geht es um politische Fragen, nicht um religiöse". Die Gewaltanstifter seien nach seinen Information vor allem junge Leute ohne Ausbildung und Perspektiven gewesen.