Unionspolitiker fordern härteren Kurs gegen gewalttätige Salafisten

Im Zweifelsfall Ausweisungen

Als Konsequenz aus den Ausschreitungen radikaler Salafisten in Nordrhein-Westfalen fordern Politiker der Union einen härteren Kurs gegen Gewalttäter. "Das Recht muss konsequent angewendet werden. Dazu müssen auch Verbote salafistischer Vereine gehören", verlangte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach.

Autor/in:
Manfred Rey und Christian Thiele
 (DR)

Nach einer Anti-Islam-Kundgebung der rechtsextremen Splitterpartei Pro NRW am Wochenende in Bonn hatten Salafisten 29 Polizisten verletzt, zwei durch Messerstiche schwer. Am Dienstag verhinderte die Polizei in Köln eine erneute Eskalation bei einer weiteren Kundgebung von Pro NRW. Die Stadt Bonn hat unterdessen aus Sorge vor neuer Gewalt weitere Informationsstände der Salafisten verboten.



Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich stellte angesichts der Ausschreitungen klar: "Wir werden uns in Deutschland keine Religionskriege aufzwingen lassen, weder von radikalen Salafisten noch von extremen Parteien." Der CSU-Politiker sagte der Zeitung "Rheinische Post" (Mittwochausgabe): "Ohne Frage haben die Salafisten eine ideologische Nähe zu Al-Kaida." Es stehe fest: "Sie haben das klare politische Ziel, unseren freiheitlich-demokratischen Staat zu zerstören. Das werden wir nicht zulassen."



Bosbach: Salafisten im Netz muss stärker beobachten

Bosbach sieht in den jüngsten Krawallen zwischen Salafisten und Pro NRW eine "besorgniserregende Entwicklung". Er forderte eine stärkere Beobachtung der Salafisten. "Das Radikalisieren und Mobilisieren der Salafisten, insbesondere im Netz, muss noch stärker beobachtet werden", sagte Bosbach der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochausgabe). Wenn Strafgesetze verletzt würden, müssten die Strafverfolgungsbehörden und Gerichte rasch die notwendigen Konsequenzen ziehen. Dazu gehöre auch ein Verbot salafistischer Vereine, sagte Bosbach der Zeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe).



Unions-Fraktionsvize Günter Krings unterstützt diese Forderung in derselben Zeitung. "Wir müssen einzelne salafistische Vereine verbieten. Die Bonner Vorfälle zeigen den militanten Charakter dieser Extremistenorganisation." In Mönchengladbach habe man positive Erfahrungen mit einem laufenden Verbotsverfahren gemacht. Der Salafistenverein "Einladung ins Paradies" habe sich dort 2011 "durch bürgerschaftlichen Gegenwind, aber auch wegen der Prüfung des Verbots selbst aufgelöst", sagte Krings.



CSU-Innenexperten Hans-Peter Uhl rechnet ebenfalls mit Verboten. "Ich bin mir sicher, dass der Bundesinnenminister alle rechtlichen Maßnahmen ergreifen wird, um salafistische Vereinigungen bei nachgewiesener Verfassungswidrigkeit zu verbieten", sagte Uhl.



Uhl: Im Zweifelsfall Ausweisungen

Der "Bild"-Zeitung (Mittwochausgabe) sagte der CSU-Politiker: "Jeder, der in Deutschland lebt, muss unsere freiheitlich demokratische Grundordnung akzeptieren. Wer diese Werte ablehnt, der soll unser Land schnellstmöglich verlassen." Im Zweifelsfall müsse er ausgewiesen werden.



Darüber hinaus forderte Uhl, die Behörden sollten bei betreffenden Personen, "die in der Vergangenheit eingebürgert wurden, den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft prüfen". Deutschland müsse sich "mit allen Mitteln gegen den Import eines steinzeitlichen Religionsverständnisses wehren".



Unterstützung erhält Uhl von Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP). Hahn sagte dem Onlineportal "Bild.de": "Wer versucht, religiöse Ansichten über Straßenschlachten mit der Polizei und Andersdenkenden durchzusetzen, ist eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben und die Willkommenskultur in Deutschland." Eine wehrhafte Demokratie dürfe sich nicht scheuen, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen.



Unterdessen verurteilte der in Nordrhein-Westfalen ansässige Liberal-Islamische Bund die Ausschreitungen radikaler Salafisten. "Wir distanzieren uns hiermit ausdrücklich von diesen Geschehnissen", sagte Sprecherin Caroline Neumüller in Duisburg. Es sei unbegreiflich, wie Menschen im Namen des Glaubens zu solchem Hass gegen Mitmenschen greifen könnten und derartige Gewalt als legitimes Mittel theologisch rechtfertigen wollten. So etwas sei weder im sozialen noch im islamischen Sinn zu akzeptieren.