Unicef-Studie: Millionen Kinder weltweit sind Gewalt ausgesetzt

"Niemand wird verschont"

Gewalt gegen Kinder - selbst gegen Babys - gehört vielerorts zum Alltag, so ein alamierender Bericht des UN-Kinderhilfswerk UNICEF. Dreiviertel aller Kleinkinder weltweit würden bedroht oder köperlich bestraft.

Gewalt gegen Kinder / © Nicolas Armer (dpa)
Gewalt gegen Kinder / © Nicolas Armer ( dpa )

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef greift Gewalt gegen Kinder weltweit um sich. "Das Leid, das Kindern auf der ganzen Welt angetan wird, ist wirklich besorgniserregend," sagte der zuständige Experte Cornelius Williams unter Verweis auf einen am Mittwoch veröffentlichten Unicef-Report. Es gebe Millionen Betroffene aller Altersstufen, insbesondere im häuslichen Bereich.

"Gewalt gegen Kinder verschont niemanden und kennt keine Grenzen", sagte Williams. Etwa 15 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sind nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) weltweit schon einmal zum Sex oder zu anderen sexuellen Handlungen gezwungen worden. Nur ein Prozent der jugendlichen Mädchen, die sexuelle Gewalt erfahren hätten, wandten sich eigener Aussage zufolge an professionelle Hilfe, teilte Unicef am Dienstag mit. Häufig würden sich Opfer und Täter persönlich kennen. Die Täter stammten meist aus ihrer Familie oder dem Bekanntenkreis.

"Babys ins Gesicht geschlagen"

Grundlage der Erkenntnisse waren Untersuchungen zwischen den Jahren 2005 und 2016. Die Schätzungen beziehen sich auf Daten aus 50 Ländern, in denen 46 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren weltweit leben. "Babys werden ins Gesicht geschlagen, Mädchen und Jungen zu sexuellen Handlungen gezwungen, Jugendliche in ihren Gemeinden getötet - Gewalt gegen Kinder verschont niemanden und kennt keine Grenzen." Der Titel des Unicef-Reports lautet "A Familiar Face: Violence in the lives of children and adolescents."

Zuhause erlebten drei Viertel der zwei- bis vierjährigen Kinder weltweit - insgesamt rund 300 Millionen - psychische Aggressionen oder körperliche Bestrafungen durch ihre Betreuer. In 30 Ländern, für die Daten verfügbar seien, würden rund sechs von zehn Einjährigen "regelmäßig mit Gewalt diszipliniert", hieß es. Fast jeder vierte Einjährige werde zur Bestrafung geschüttelt und fast jeder zehnte Einjährige werde ins Gesicht, auf den Kopf oder auf die Ohren geschlagen. Weltweit lebe jedes vierte Kind unter fünf Jahren bei einer Mutter, die einen gewalttätigen Partner habe - das seien 176 Millionen Kinder.

Schwarze Jugendliche deutlich häufiger Mordopfer

Die in dem Bericht enthaltenen Daten stammen laut Unicef jeweils "aus der aktuellsten verfügbaren Quelle für jedes Land". In einigen Fällen stamme die neueste Quelle allerdings von 2005, in anderen Ländern von 2016, räumen die Autoren ein. Unicef bezieht sich auf Regierungsangaben und nationale Umfragen ebenso wie auf Daten aus "international vergleichbaren" Erhebungen. Dazu zählten etwa die von den UN unterstützten Multiple Indikator Cluster Surveys (MICS) und die von der Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelten Global School-based Student Health Surveys (GSHS).

Mit Blick auf Gewalttote heißt es in der Unicef-Studie: "Weltweit wird alle sieben Minuten ein Jugendlicher durch einen Gewaltakt getötet." In den USA gibt es den Angaben zufolge weitaus häufiger Morde an schwarzen jungen Männern im Alter von 10 bis 19 Jahren als an weißen Gleichaltrigen. Morde an schwarzen Jugendlichen seien rund 19-mal wahrscheinlicher.


Quelle:
KNA , dpa