UNESCO zeichnet kirchliches Umweltprojekt aus

Ein Vorbild für die Wirtschaft

Wenn man Zukunft kaufen könnte, wären einmal mehr die Reichen und Mächtigen fein heraus. Aber zum Glück kann man Zukunft nicht kaufen! "Zukunft einkaufen - glaubwürdig wirtschaften in Kirchen" heißt eine ökumenische Umweltinitiative, die jetzt von der UNESCO gewürdigt wird. Thomas Kamp-Deister, Umweltreferent der Diözese Münster und Projektleiter auf katholischer Seite, erläutert im Interview die Ziele der Initiative.

 (DR)

domradio: Was soll das heißen - "glaubwürdig wirtschaften in Kirchen"?
Kamp-Deister: Die Kirchen sind "Global-Player". Sie beschäftigen mehr Menschen als Mercedes Benz in Europa und dementsprechend kaufen sie auch in der Wirtschaft ein. Wenn sie sich überlegt haben, ihren Einkauf zu steuern, dann bedeutetet das, dass man Produkte kauft, die ökologisch verträglich sind, die sozialverträglich sein sollen, aber auch ökonomisch sind.

domradio: Haben Sie ein ganz konkretes Beispiel dafür, wo und wie die Kirchen nachhaltig wirtschaften können?
Kamp-Deister: Ja, fangen wir mit dem Beispiel Strom an. Das Erzbistum Mainz kauft inzwischen Ökostrom ein. In Baden-Würtenberg hat sich eine neue Initiative der evangelisch-katholischen Bistümer gegründet, die sich mit dem neuen Einkauf von Energie beschäftigen. Im norddeutschen Raum gibt es dazu auch Überlegungen. Wir als Projekt "Zukunft einkaufen" bieten über die Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen Rahmenverträge an. Diese dienen kirchlichen Einrichtungen dazu, sauberen Strom einzukaufen.

domradio: Der Kunde ist König sagt man immer - wie kann man den Kunden dazu erziehen, so einzukaufen, dass die Zukunft des Planten nicht gefährdet wird?  
Kamp-Deister: Den Kunden kann man nicht erziehen, den Kunden kann man überzeugen. Einerseits überzeugt man den Kunden über den Preis, das ist Ökonomie, aber auch durch ethische Grundentscheidungen. Sie haben im Augenblick eine sehr lebendige Debatte über ethische Grundverantwortung von Unternehmen. Die Kirchen versuchen diese Debatte mit dem Projekt aufzugreifen.

domradio: Sie haben gerade großes Lob von ganz oben bekommen, von der UNESCO: Ihre Initiative  wird offizielles Projekt der UNO-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Was bedeutet das jetzt für Ihre Arbeit?  
Kamp-Deister: Das bedeutet internationale staatliche Anerkennung, die nicht jeder bekommt. Aber es sagt uns auch, dass dieses Projekt herausragt. Es ragt heraus, weil wir inzwischen in 12 Testregionen in ganz Deutschland arbeiten. Angeschlossene Einrichtungen versuchen durch diesen bewussten Einkauf, Menschen zu überzeugen, selbiges zu tun.

domradio: Die Kirchen sind zweitgrößter Arbeitgeber in Deutschland - können sie zum Modell für andere werden, wenn sie nachhaltigen Konsum vormachen?
Kamp-Deister: Davon bin ich überzeugt! Wir bekommen, ohne Namen zu nennen, permanent Anfragen von Zusammenschlüssen und Wirtschaftsunternehmen, die großes Interesse daran haben, mit uns zusammen zu arbeiten.