UN-Gipfel in Warschau berät über klimabedingte Schäden

Wenn die Flut kommt

Die Weltgemeinschaft will die Erderwärmung stoppen - doch zugleich trifft sie bereits Vorsorge für den Fall, dass der Klimawandel erhebliche Schäden verursacht.

 (DR)

Ein wichtiger Verhandlungsstrang bei der UN-Klimakonferenz in Warschau steht unter der Überschrift "Loss and Damage". Beraten wird dabei über den Umgang mit Schäden und unwiderbringlichen Verlusten, die durch die Erderwärmung drohen. Eine zentrale Frage dabei: Wer zahlt, wenn der Klimawandel seine Rechnung präsentiert?

Dürren und Stürme wie "Haiyan"

Klimaforscher rechnen mit Dürren, Ernteausfällen, steigenden Meeresspiegeln und heftigeren Stürmen. Millionen Menschen könnten dadurch zur Flucht gezwungen sein, enorme Kosten entstehen. Beim laufenden Klimagipfel hat das Thema durch den verheerenden Taifun "Haiyan" auf den Philippinen zusätzliche Aufmerksamkeit bekommen.

Mühsame Verhandlungen

Die Verhandlungen zu "Loss and Damage" verlaufen - wie üblich bei Klimakonferenzen - mühsam, die Interessengegensätze sind groß. Vor allem Entwicklungsländer machen Druck: Sie verlangen einen Mechanismus, der Klimaschäden im internationalen Recht erfasst und Entschädigungszahlungen vorsieht. In der Pflicht sehen sie die Industriestaaten, die für den Klimawandel hauptverantwortlich sind.
Auch über spezielle Klima-Versicherungen für die Opfer der Erderwärmung wird debattiert.

Eine Frage der Definition

Indes ist schon die Frage umstritten, wie klimabedingte Schäden definiert werden sollen. Die reichen Staaten - allen voran die USA - betonen, dass ein konkreter Hurrikan oder eine Trockenperiode kaum eindeutig auf die Erderwärmung zurückgeführt werden können. Kompensationszahlungen schließen sie aus. Auch aus dem Bundesumweltministerium heißt es, das Thema Entschädigung sei unterhalb der "roten Linie", also nicht verhandelbar.

100 Milliarden Dollar für Klimaschutz

Stattdessen stellen die Industriestaaten in Aussicht, arme Länder bei der Katastrophenvorsorge besser zu unterstützen und den Informationsaustausch in diesem Bereich voranzubringen. Diese Hilfe könnte nach Auffassung der reichen Länder über bereits bestehende Geldtöpfe finanziert werden, etwa über den Grünen Klima-Fonds. Der Fonds soll Entwicklungsländern ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutzmaßnahmen, aber auch für die Anpassung an die Erderwärmung bereitstellen.

Entwicklungsstaaten fordern Arbeitsbereich

Über Anpassungsmaßnahmen - etwa den Bau von Deichen - wird bei den UN-Klimagesprächen bereits seit Jahren ausführlich beraten. Westliche Länder haben deshalb in Warschau vorgeschlagen, auch das Thema "Loss and Damage" in diesem Rahmen zu verhandeln. Eine klare Trennung von Anpassung und Schadensbewältigung sei oft nicht möglich, argumentieren sie. Die Entwicklungsstaaten beharren indes darauf, dass die klimabedingten Schäden einen eigenständigen Arbeitsbereich bilden.

Neuer Klimavertrag bis 2015

Beim Klimagipfel in Warschau beraten Tausende Delegierte aus mehr als 190 Staaten noch bis Freitag über den Kampf gegen die Erderwärmung. Ziel der Weltgemeinschaft ist die Ausarbeitung eines neuen internationalen Klimavertrages bis zum Jahr 2015. Das neue Abkommen soll 2020 in Kraft treten.


Quelle:
epd