UN-Generalsekretär Ban eröffnet UN-Gipfel zum Kampf gegen Hunger und Armut

Solidarität trotz Finanzkrise gefordert

Trotz der internationalen Finanzkrise hat UN-Generalssekretär Ban Ki Moon zu verstärkter Solidarität mit den Ärmsten der Welt aufgerufen. Die Finanzkrise bedrohe das Wohlergehen von Milliarden Menschen weltweit, sagte Ban am Donnerstag bei der Eröffnung eines UN-Gipfels mit Staats- und Regierungschefs in New York. Die massiv gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise verschlimmerten die Lage zusätzlich. Kirchenvertreter werfen den politischen Führern Versagen im Kampf gegen Armut vor.

 (DR)

Trotz der Turbulenzen im Finanzsystem müssten die Industrieländer mehr Einsatz im Kampf gegen die Armut zeigen, sagte UN-Generalsekretär Ban. Rund 1,4 Milliarden Menschen in extremer Armut seien auf mehr globale Solidarität angewiesen. An die Adresse der Industriestaaten sagte Ban: «Sie sollten mutig sein, sie sollten großzügig sein.» Der Generalsekretär verwies auf Erfolge wie die gestiegene Zahl der Einschulungen und das Wirtschaftswachstum in Indien und China: «Wir bewegen uns in die richtige Richtung, wir bewegen uns aber nicht schnell genug.»

Ban eröffnete ein eintägiges Treffen im Rahmen der UN-Vollversammlung zu den Millenniums-Entwicklungszielen. Im Jahr 2000 hatte die Staatengemeinschaft acht Ziele vereinbart, die bis 2015 erreicht werden sollen. Dazu gehören eine Halbierung der extremen Armut und des Hungers, bessere Bildung, Kampf gegen Aids, Malaria und andere Krankheiten, Umweltschutz sowie eine faire Partnerschaft zwischen armen und reichen Ländern.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) nannte die Ziele in New York einen «Maßstab für eine gerechte Globalisierung». Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) bezeichnete die Erfüllung der Millenniumsziele als unabdingbar für «die menschliche Entwicklung, Frieden und Sicherheit im 21.
Jahrhundert». EED-Vorstandsmitglied Wilfried Steen forderte die Bundesregierung auf, Bans Appell nachzukommen und in den nächsten zwei Jahren ihre Entwicklungshilfe um etwa 1,2 Milliarden Euro zu steigern.

Kardinal: Politische Führer versagen im Kampf gegen Armut
Zu wenig Einsatz im Kampf gegen Armut wirft der Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, den politischen Führern der Weltgemeinschaft vor. Es brauche mutige Entscheidungen, um die einst gegebenen Versprechen nun auch einzuhalten, sagte der Erzbischof von Tegucigalpa am Donnerstag bei einer Konferenz vor der UN-Vollversammlung in New York.

Das Erreichen der Millenniumsentwicklungsziele habe nicht nur mit Geld, Effektivität von Hilfe, Schuldenerlass und fairem Welthandel zu tun, mahnte der honduranische Kardinal: «Wir müssen uns eine Welt denken können, in der der unnötige Tod von zehn Millionen Kindern jährlich eine Abscheulichkeit ist, die nicht mehr hingenommen wird.» Es gehe darum, nicht mehr in den Kategorien einer Ersten und einer Dritten Welt zu denken, sondern einer gemeinsamen Welt, in der alle die Verpflichtung gegenüber den Armen teilten.

Die internationale Staatengemeinschaft hatte sich im Jahr 2000 unter anderem verpflichtet, bis 2015 den Anteil der Menschen in extremer Armut an der Weltbevölkerung zu halbieren. Der Kardinal ist einer von sechs Vertretern der Zivilgesellschaft, die UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon als Teilnehmer von Roundtable-Gesprächen im Rahmen der Konferenz eingeladen hatte.

Zum Thema Nachhaltigkeit in der Umwelt sagte Rodriguez, der Klimawandel zerstöre viele der erreichten Fortschritte in den Entwicklungsländern. Von den anwesenden politischen Führern verlangte der Kirchenvertreter daher eine spürbare Reduzierung von Treibhausgasen. Der Reichtum einiger weniger dürfe nicht länger auf Kosten der vielen Armen gehen. In seinem eigenen Land Honduras etwa ließen die internationalen Minengesellschaften den Bewohnern die Erde vergiftet zurück.

Caritas Internationalis hat Kampagnen zum Erreichen der Millenniumsziele unterstützt. Dazu gehören nach eigenen Angaben die internationale Schuldenerlass-Kampagne des Jahres 2000, die Initiative «Make Poverty History» sowie das Weltwirtschafts- und das Weltsozialforum.