UN-Botschafter letzte Hoffnung auf Ende der Gewalt in Birma

Neue Demonstrationen

In Birma ist die Militärjunta auch am Samstag wieder mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen. Unterdessen reiste der UN-Sonderbotschafter Ibrahim Gambari in das südostasiatische Land ein, um einen Dialog zwischen der Regierung und den Demokratieaktivisten in Gang zu bringen. Nach Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) droht in dem Land eine humanitäre Katastrophe, weil das Militärregime Nahrungsmitteltransporte in abgelegene Regionen blockiere.

 (DR)

10.000 Menschen gingen am Samstag nach Angaben der birmesischen Exilnachrichtenagentur "Mizzima News" in Rangun auf die Straße., um für Demokratie zu demonstrieren. In der Nähe des Kinos Sanpya in Rangun habe das Militär das Feuer auf Demonstranten eröffnet.

Ob es Tote und Verletzte gegeben habe, sei noch unklar, schreibt die in Indien beheimatete "Mizzima News". Der in London lebende birmesische Blogger Ko-Htike, dessen Website in den vergangenen Tagen zu einer wesentlichen Informationsquelle über das abgeriegelte Land geworden ist, veröffentlichte ein Foto, das die Brutalität des Vorgehens des Militärs dokumentiert. Es zeigt ein menschliches Gehirn in einer Blutlache in einem Rinnstein, das nach Angaben von Ko-Htike von einem Studenten stammt, der am Freitag von den Soldaten in der Nähe der Tarmway Schule in Rangun zu Tode geprügelt worden sei.

Mehr Klöster abgeriegelt
Unterdessen greift die Armee jetzt auch in Birmas zweitgrößter Stadt Mandalay gegen Demonstranten und Mönche durch. Wie in den vergangenen Tagen in Rangun, sind jetzt auch in Mandalay die Klöster und Pagoden durch Barrikaden und Soldaten von der Außenwelt abgeriegelt. Mindestens 13 Menschen wurden bisher bei den Gewalteinsätzen erschossen oder zu Tode geprügelt. Die Dunkelziffer ist nach Einschätzung westlicher Diplomaten und Menschenrechtsaktivisten jedoch um einiges höher. "Mizzima News" und andere birmesische Exilmedien sprechen unter Berufung auf Augenzeugen von mehr als 200 Toten.

WFP-Direktorin Josette Sheeran forderte am Samstag in New York die Militärjunta in Birma auf, dem WFP Zugang zu allen Teilen des Landes zu gewähren mit. Betroffen von den Blockaden seien mindestens eine halbe Million notleidender Menschen in abgelegenen Regionen Birmas. Unter den Hungernden seien in erster Linie Kinder, Tuberkulosepatienten und Menschen mit HV und Aids.

Sheeran. Thailand und Malaysia äußerten die Sorge vor einem Anschwellen der Flüchtlingszahlen aus Birma. Schon jetzt lebten in Thailand zwischen drei und fünf Millionen birmesische Flüchtlinge ohne Papiere, Gesundheitsfürsorge und Schulen für die Kinder, erklärte der Vorsitzende des interparlamentarischen Birma-Ausschusses des südostasiatischen Staatenbunds ASEAN, Datuk Zaid Ibrahim, gegenüber Medien in Malaysia. In Malaysia lebe bereits eine große Zahl birmesischer Moslems.

Die Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen rief in einem Brief an den den Erzbischof von Mandalay, Paul Zinghtung Grawng, zum Gebet dafür auf, dass sich die "Episoden der Gewalt nicht mehren". Auch die Kommission für interreligiösen Dialog in der Indischen Bischofskonferenz verurteilte die Gewalt in Rangun. Die gemeinsame Konferenz katholischer Bischöfe und islamischer Oberhäupter auf den Philippinien erklärte ihre Solidarität und sicherte ihr Gebet für den Frieden zu.

Die größte Protestwellen in Birma seit 1988 war vor zwölf Tagen von buddhistischen Mönchen ausgelöst worden. Inzwischen hat die Militärjunta Hunderte von Mönchen verhaftet. Die Protestaktionen der vergangen Tage wurden fast vollständig von Zivilisten und Politikern der Oppositionspartei "Neue Liga für Demokratie" getragen. 1988 hatte die Junta die Proteste blutig niedergeschlagen. Mindestens 3.000 Menschen waren durch die Gewalt des Militärs ums Leben gekommen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Nigerianer Gambari mit dem Auftrag nach Birma gesandt, einen Dialog zwischen der Militärjunta und den Demokratieaktivisten in Gang zu bringen.
Eine genaues Besuchsprogramm Gambaris haben die Vereinten Nationen nicht veröffentlicht. Bei früheren Besuchen in Birma war Gambari jedoch sowohl mit Juntachef General Than Shwe als auch einmal mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die seit 18 Jahren unter Hausarrest steht, zusammengetroffen.

Katholische Kirche: "Wir beten für Birma"
Die katholische Kirche in Deutschland hat zu Solidarität mit den buddhistischen Mönchen in Birma aufgerufen. "Wir beten für Birma, für die buddhistischen Mönche und alle, die sich für die Besserung der Lebensbedingungen dort einsetzen", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, am Freitag in Bonn. Der Bamberger Oberhirte bekundete die Hoffnung, dass die Demonstranten vor Tod und Verletzungen bewahrt bleiben.

Die buddhistischen Mönche setzten sich für ihre Landsleute ein, kämpften für bessere Lebensbedingungen sowie gegen Armut, Unterdrückung und den Polizeistaat, so Schick. Sie engagierten sich für Demokratie, Menschenwürde sowie die Gleichheit vor dem Gesetz und der Verwaltung. Für eine gute Zukunft Birmas sei die nationale Versöhnung nötig.