Ultranationalistische Terrorgruppe plante türkische Christenmorde

Hintergrund der Christenmorde aufgedeckt

Die Christenmorde der jüngsten Zeit in der Türkei sind Presseberichten zufolge von dem "Türkisch-Orthodoxen Patriarchat" in Istanbul geplant worden, einem rechtsextremen Terrorbund. Wie mehrere türkische Zeitungen am Montag unter Berufung auf Ermittler im sogenannten "Ergenekon"-Skandal berichteten, fanden sich am Sitz des selbst ernannten "Patriarchen am Bosporus" Hinweise auf mindestens einen Priestermord.

 (DR)

Die Behörden untersuchen mögliche Verbindungen der Bande zur Ermordung des katholischen Geistlichen Andrea Santoro im nordtürkischen Trabzon vor zwei Jahren, berichtete die Tageszeitung "Sabah". Auch die Morde an drei protestantischen Christen in Malatya im vergangenen Jahr soll die Gruppe gelenkt haben.

Militärputsch provozieren
Der "Ergenekon"-Bund steht unter dem Verdacht, Mordanschläge auf Kurdenpolitiker und Intellektuelle wie den Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk geplant haben. Auch der Mord an dem armenischen Christen Hrant Dink soll von der Gruppe geplant worden sein. Gegen führende Mitglieder wurde am Wochenende Haftbefehl erlassen. Ziel der Bande soll es gewesen sein, einen Militärputsch zu provozieren.

Das "Türkisch-Orthodoxe Patriarchat" war in den 1920er Jahren vom türkischen Staat gegründet worden, um den Einfluss des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel auf die anatolischen Christen zu schmälern. Die Institution konnte zwar unter den Christen nie Fuß fassen, wird von türkischen Ultra-Nationalisten aber als Propaganda-Institution gegen das Patriarchat von Konstantinopel genutzt. Der heutige "Patriarch" wird von keiner christlichen Gemeinde anerkannt.