Ukrainischer Präsident Selenskyj kritisiert deutsche Kirchen

"Wie können Christen da schweigen?"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Kirchen in Deutschland Schweigen gegenüber dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., vorgeworfen. Zugleich forderte er mehr Hilfen für sein Land.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine während des Ukrainekriegs im April 2022. / © Efrem Lukatsky/AP (dpa)
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine während des Ukrainekriegs im April 2022. / © Efrem Lukatsky/AP ( dpa )

"Wenn ein religiöser Führer solche Untaten und das Abschlachten von Menschen segnet, warum verurteilen ihn andere Kirchenführer dann nicht? Wie können Christen da schweigen?", sagte Selenskyj im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" (Mittwoch).

Der ukrainische Präsident äußerte sich anlässlich des bevorstehenden Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Kiew.

Leben mit fünf Stunden Schlaf

Der 44-Jährige spricht in dem Interview den Angaben zufolge auch darüber, wie er persönlich seit Kriegsbeginn lebt. Mehr als fünf Stunden Schlaf seien für ihn unmöglich. Auf die Frage, ob er von Albträumen heimgesucht werde, sagte Selenskyj: "Ich kann gar keine schlimmeren Albträume haben, als das, was die russische Armee der Stadt Mariupol angetan hat. Oder Butscha."

Ukraine, Butscha: Eine ältere Frau geht an ukrainische Soldaten vorbei / © Vadim Ghirda (dpa)
Ukraine, Butscha: Eine ältere Frau geht an ukrainische Soldaten vorbei / © Vadim Ghirda ( dpa )

Der ukrainische Präsident fordert zudem mehr Engagement und Hilfen von internationalen Partnern, darunter weitere Waffenlieferungen. "Wir müssen noch viel mehr gemeinsam tun, um diesen Krieg zu gewinnen", sagte Selenskyj.

Er verwies darauf, dass täglich dutzende von Menschen in der Ukraine sterben. "Putin hasst die Idee eines freien und vereinten Lebens in Europa, und wir halten dagegen. Also sagt, was ihr wollt und wie ihr es wollt, aber helft uns. Bitte", sagte Selenskyj.

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA