Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit dem neuen Papst Leo XIV. telefoniert und ihn in sein Land eingeladen. Das teilte Selenskyj am Montagmittag in Sozialen Medien mit. Das Gespräch sei "sehr herzlich und wirklich substantiell" gewesen, so der Präsident. Vatikansprecher Matteo Bruni bestätigte das Telefonat; allerdings sagte er nicht, wer wen angerufen hat. Die Ukraine wertet das Gespräch als Erfolg.
Er habe den Papst eingeladen, der Ukraine einen apostolischen Besuch abzustatten, schrieb Selenskyj; und: "Ein solcher Besuch würde allen Gläubigen und unserem ganzen Volk echte Hoffnung bringen." Er habe Leo XIV. für seine Unterstützung der Ukraine und des gesamten Volkes gedankt. Weiter hieß es: "Wir schätzen seine Worte über die Notwendigkeit eines gerechten und dauerhaften Friedens für unser Land und die Freilassung der Gefangenen sehr."
Waffenruhe geplant
Die Ukraine zähle auf die Unterstützung des Vatikans, um die von Russland deportierten ukainischen Kinder ihren Familien zurückzubringen, so Selenskyj. Er habe den Papst auch über die Initiative der Ukraine und ihrer Partner informiert, die ab sofort eine vollständige und bedingungslose Waffenruhe für mindestens 30 Tage vorsehe. Die Ukraine wolle diesen Krieg beenden und tue alles dafür. Er selbst sei zu direkten Gesprächen mit Russland bereit.
Der ukrainische Präsident vereinbarte nach eigenen Angaben mit Leo XIV., "in Kontakt zu bleiben und in naher Zukunft ein persönliches Treffen zu planen".
Verhältnis von Selenskyj und Franziskus nicht immer einfach
Selenskyj hatte Papst Franziskus (2013-2025) mehrfach im Vatikan besucht und auch an dessen Beisetzung teilgenommen. Dabei war es Ende April zu einem Vier-Augen-Gespräch mit US-Präsident Donald Trump im Petersdom gekommen - zwei Monate nach dem Wortgefecht der beiden Staatschefs im Weißen Haus in Washington.

In der Ukraine äußern manche die Hoffnung, dass der neue Papst sich deutlicher auf die Seite des von Russland angegriffenen Landes stellt als Franziskus. Das Verhältnis zwischen Selenskyj und dem gestorbenen Papst war nicht immer einfach. Groß war die Empörung in Kiew im März 2024, als Franziskus in einem Interview der Ukraine zum "Mut zur Weißen Flagge" geraten hatte. Selenskyj hatte Franziskus indes wiederholt für seine Gebete für die Ukraine und eine Unterstützung beim Gefangenenaustausch mit Russland gedankt.
Großerzbischof lobt Aussagen von Prevost vor seiner Wahl
Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk lobte zuletzt Aussagen von Kardinal Robert Prevost vor seiner Wahl zum Papst als Bischof in Peru. Damals habe er Russlands Einmarsch in die Ukraine als imperialistisch verurteilt. Schewtschuk sagte einem ukrainischen TV-Sender: "Er hat klar und deutlich gesagt, dass Russland der Aggressor ist und dass die Ukrainer ein starkes Volk sind, das das Recht hat, sich zu verteidigen." In seiner jüngsten Videobotschaft betonte der Großerzbischof: "Wir spüren, dass Papst Leo XIV. ein wahrer Friedenspapst für die Ukraine sein wird."