Uganda knüpft Waffenruhe im Konflikt mit Rebellen an Bedingungen

Hoffnung auf Frieden nach 20 Jahren Bürgerkrieg

Nach fast 20 Jahren des ununterbrochenen Bürgerkriegs gibt es für die Menschen in Uganda wieder Hoffnung auf Frieden. Ein dreiwöchiger Waffenstillstand ist seit Dienstag in Kraft. In dieser Zeit wollen sich die Vertreter der ugandischen Regierung und der LRA-Rebellen (Widerstandsarmee des Herrn) treffen, um über ein endgültiges Friedensabkommen zu verhandeln.

 (DR)

Nach fast 20 Jahren des ununterbrochenen Bürgerkriegs gibt es für die Menschen in Uganda wieder Hoffnung auf Frieden. Ein dreiwöchiger Waffenstillstand ist seit Dienstag in Kraft. In dieser Zeit wollen sich die Vertreter der ugandischen Regierung und der LRA-Rebellen (Widerstandsarmee des Herrn) treffen, um über ein endgültiges Friedensabkommen zu verhandeln. An den Friedensverhandlungen war ein internationales Vermittlerteam beteiligt, darunter auch christliche Friedensorganisationen. Der Afrika-Experte von Sant Egidio, Mario Giro, ist sich sicher, dass mit dem neuen Abkommen ein entscheidender Schritt getan ist.

Folter mit Berufung auf 10 Gebote
Um einen dauerhaften Frieden zu erreichen, brauche man jedoch Geduld, so Giro weiter. Auch Christoph Klitsch-Ott von Caritas-International zeigte sich im domradio-Interview optimistisch, dass diesmal ein langfristiger Frieden möglich ist. Ein Grund sei, dass die LRA-Rebellen keine Unterstützung mehr von der sudanesische Regierung bekomme. Die "Widerstandsarmee des Herrn" beruft sich auf die biblischen Zehn Gebote und terrorisiert seit rund 20 Jahren die Bevölkerung im Norden Ugandas. Die Rebellen verschleppten Tausende Kinder, die als Kindersoldaten oder Sexsklavinnen missbraucht werden. Vier Anführer werden von Internationalen Strafgerichtshof als Kriegsverbrecher gesucht.

Die Rebellenverbände überzogen ganze Landstriche mit ihrem Terror überzogen und machten Millionen von Ugandern zu Vertriebenen. Trotzdem hat Staatspräsident Museveni eine Amnestie in Aussicht gestellt, wenn die Aufständischen die Waffen niederlegen. Der Anführer, Joseph Kony, wird von seinen Anhängern als Prophet verehrt.

Katholiken nahmen an Verhandlungen teil
Armeesprecher Maj Felix Kulayigye sagte dem britischen Sender BBC, bislang habe die Abmachung vom Samstag Bestand. Der Waffenstillstand sieht vor, dass sich die Rebellen binnen drei Wochen in zwei "Schutzgebiete" im Südsudan zurückziehen. Dort stünden sie unter dem Schutz der Regionalregierung. Von Entwaffnung ist in dem Dokument einstweilen nicht die Rede. Zudem sollen Hunderte Frauen und Kinder, die von den Rebellen entführt wurden, in den nächsten Tagen freigelassen werden.

An den mehrwöchigen Friedensverhandlungen im südsudanesischen Juba nahmen auch Vertreter der katholischen Basisgemeinschaft Sant Egidio sowie der internationalen katholischen Friedensorganisation "Pax Christi" teil.

Solana: "Historischer Schritt"
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana würdigte am Montagabend den Waffenstillstand als historischen Schritt, der den Weg zu einem globalen Friedensvertrag nicht nur für das Konfliktgebiet, sondern die gesamte Region öffne. Die finnische EU-Präsidentschaft sprach von einem Durchbruch. Sie appellierte an die LRA und die Regierung sowie an die Vermittler des Abkommens, weiter eng zusammenzuarbeiten, um seine Umsetzung zu gewährleisten.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warf der EU vor, den Friedensprozess weitestgehend zu ignorieren oder sogar zu behindern. Problematisch sei vor allem das Beharren der EU auf einer Bestrafung der LRA-Führer durch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, kritisierte Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. In Norduganda werde dagegen eine Bestrafung nach traditionellem Acholi-Recht vorgezogen, weil dies den Friedensprozess nicht gefährde.

Die Suche nach Gerechtigkeit dürfe kein Selbstzweck sein und nicht auf Kosten des Friedens vorangetrieben werden, so die GfbV in einem Schreiben an die EU-Präsidentschaft. Während EU-Außenminister ständig zur Vermittlung in den Nahen Osten reisten, habe kein europäischer Minister an den Verhandlungen in Juba teilgenommen. Es sei "eine Bankrotterklärung für Europas Engagement für Kinderrechte", wenn die EU den Waffenstillstand mit einer nur fünf Sätze umfassenden Erklärung würdige.

Kardinal Wamala geht in Ruhestand
Papst Benedikt XVI. hat am Samstag das altersbedingte Rücktrittsgesuch des ugandischen Kardinals Emmanuele Wamala (79) angenommen. Nachfolger als Erzbischof der Hauptstadt Kampala wurde der 53-jährige Cyprian Kizito Lwanga, bisher Bischof von Kasana-Luweero. Wamala leitete die Erzdiözese seit 1990. Papst Johannes Paul II. hatte ihn 1994 zum Kardinal erhoben. Mit der Vollendung des 80. Lebensjahres am 15. Dezember wird Wamala auch aus dem Kreis der Kardinäle ausscheiden, die an einer Papstwahl teilnehmen könnten. Wie sein Vorgänger kann auch Lwanga demnächst mit dem Kardinalspurpur rechnen.
(KNA, dr, rv)