Koalition will Jugendlichen und Kindern in Griechenland helfen

Übernahme eines "angemessenen Anteils"

Die Spitzen der Koalition einigten sich auf die Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen aus den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland. Deutschland sei bereit "einen angemessenen Anteil" zu übernehmen.

Migranten auf Lesbos / © Panagiotis Balaskas (dpa)
Migranten auf Lesbos / © Panagiotis Balaskas ( dpa )

Deutschland sei bereit, im Rahmen einer "Koalition der Willigen" auf europäischer Ebene "einen angemessenen Anteil" zu übernehmen, heißt es in einem Beschluss des schwarz-roten Koalitionsausschusses vom frühen Montagmorgen. Ein Zeitraum oder eine konkrete Zahl wurden nicht genannt.

"Deswegen wollen wir Griechenland bei der schwierigen humanitären Lage von etwa 1000 bis 1500 Kindern auf den griechischen Inseln unterstützen", heißt es im Papier weiter. Es handele sich dabei um Kinder, die entweder wegen einer schweren Erkrankung dringend behandlungsbedürftig oder aber unbegleitet und jünger als 14 Jahre alt sind, die meisten davon Mädchen.

An den Beratungen nahmen neben Merkel, Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und den Partei- und Fraktionschefs von CDU, CSU und SPD zeitweise auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) teil.

Diakonie: "Das sind wir nicht nur den Menschen, sondern auch uns selbst schuldig"

Zuletzt rief die Diakonie dazu auf, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen. Deutschland müsse jetzt sowohl seine finanzielle Unterstützung erhöhen als auch besonders verletzliche Flüchtlinge an der Grenze in einem geordneten Verfahren aufnehmen, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). Griechenland müsse entlastet werden.

Die Bundesrepublik sei dafür gerüstet, den Menschen in Not umgehend Hilfe zu leisten, erklärte Lilie: "Für eine Aufnahme sind Bund, Länder und Kommunen und auch wir als Diakonie besser vorbereitet als 2015. Wir haben verfügbare Kapazitäten und einen großen Willen zu helfen", so der Präsident der Diakonie Deutschland.

Zwar sei die EU in dieser Angelegenheit zuvorderst in der Pflicht, doch Nichtstun sei angesichts der dringlichen Situation nicht das Mittel der Wahl. "So weit wie irgend möglich muss die Aufnahme europäisch koordiniert sein, aber wir können jetzt nicht warten, bis auch der letzte Mitgliedstaat die Brisanz der Lage erkannt hat", sagte Lilie. "Das sind wir nicht nur den Menschen, sondern auch uns selbst schuldig. Unsere Werte sind mit den derzeitigen Zuständen in Griechenland, ob auf den Inseln oder an der Grenze, nicht in Einklang zu bringen", betonte Lilie.

Man müsse mit der Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht einverstanden sein, "aber wir können uns auch nicht allein mit dem Scheckbuch aus der Verantwortung stehlen", so Lilie, der seit 2014 der evangelischen Hilfsorganisation vorsteht.

Sant' Egidio: Bereitschaft ausweiten

Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio forderte die Bundesregierung dazu auf, die Bereitschaft zur Aufnahme auch auf schutzbedürftige Familien mit Minderjährigen auszuweiten. Die Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln sei "wirklich dramatisch und verschlimmert sich Tag für Tag mit schwerwiegendsten humanitären Folgen". Man dürfe nicht länger abwarten. Die Gemeinschaft sprach sich für "humanitäre Korridore" aus, über die Geflüchtete in andere europäische Länder gebracht werden könnten.

Der Chef der Kinderhilfsorganisation World Vision, Christoph Waffenschmidt, sagte, mehr als 14.000 geflüchtete Kinder harrten derzeit auf den griechischen Inseln aus. "So schnell wie möglich muss eine 'Koalition der Willigen' jetzt europäische Werte und die allgemeinen Menschenrechte verteidigen", forderte er.

Die Organisation Seebrücke erklärte, es brauche jetzt "mutige Bundesländer, die mit gutem Beispiel vorangehen und als erstes eigenständig ein Landesaufnahmeprogramm auf die Beine stellen". In jedem Bundesland gebe es genügend Kommunen, die bereit seien, Menschen in Not aufzunehmen.


Migranten in Griechenland / © Aggelos Barai (dpa)
Migranten in Griechenland / © Aggelos Barai ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA
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