Überlegungen zum Reformationstag als Feiertag weiten sich aus

Zwischen Abschaffung und bundesweiter Einführung

Wie soll man mit dem Reformationstag umgehen? Während die CDU-Politikerin Gitta Connemann die Abschaffung als Feiertag fordert, will Linken-Chef Jan van Aken dessen bundesweite Einführung. Auch die evangelische Kirche hält dagegen.

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Andreas Otto und Daniel Zander
Martin Luther Denkmal in Dresden / © DunkelbuntStudios (shutterstock)
Martin Luther Denkmal in Dresden / © DunkelbuntStudios ( shutterstock )

Linken-Chef Jan van Aken fordert den Reformationstag am 31. Oktober als einen bundesweiten gesetzlichen Feiertag. "Ich finde, wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Feiertage. Viele Menschen sind total erschöpft und ausgebrannt.

Deshalb sollten Reformationstag und Fronleichnam gesetzliche Feiertage für alle in ganz Deutschland sein", sagte er am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Viele Menschen sind schon jetzt am Limit, weil der Arbeitsdruck zunimmt und immer mehr Überstunden geleistet werden müssen."

Jan van Aken, Spitzenkandidat der Bundestagswahl für die Partei "Die Linke", nimmt an der Bekanntgabe der Spitzenkandidaturen der Partei kommenden Bundestagswahl 2025 im Karl-Liebknecht-Haus teil. / © Fabian Sommer (dpa)
Jan van Aken, Spitzenkandidat der Bundestagswahl für die Partei "Die Linke", nimmt an der Bekanntgabe der Spitzenkandidaturen der Partei kommenden Bundestagswahl 2025 im Karl-Liebknecht-Haus teil. / © Fabian Sommer ( dpa )

Zuvor hatte sich die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Gitta Connemann (CDU), für eine Abschaffung des Feiertags ausgesprochen. "Das ist ein Schlag ins Gesicht aller, die sich täglich krumm machen, um über die Runden zu kommen", so van Aken weiter. "Gitta Connemann will den hart arbeitenden Menschen so einen Feiertag nehmen."

Evangelische Kirche gegen Abschaffung

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wendet sich gegen Forderungen, den Reformationstag als Feiertag abzuschaffen. "Der Reformationstag ist weit mehr als ein kirchlicher Feiertag", sagte eine EKD-Sprecherin am Mittwoch der KNA. "Er erinnert an einen historischen Aufbruch, der unser Land kulturell, geistig und politisch geprägt hat." Der Reformationstag stehe für Erneuerung und bleibe genau deshalb auch für Wirtschaft und Gesellschaft aktuell.

Kalenderblatt mit dem Wort "Feiertag" am 31. Oktober 2018 / © Holger Hollemann (dpa)
Kalenderblatt mit dem Wort "Feiertag" am 31. Oktober 2018 / © Holger Hollemann ( dpa )

"Ruhe und Erholung sind Voraussetzung für unsere Leistungskraft", so die Sprecherin. "Deutschland zählt trotz seiner Feiertage zu den leistungsstärksten Volkswirtschaften der Welt." Empirische Belege für eine positive Wirkung der Abschaffung von Feiertagen gebe es nicht.

Zugleich sei der Reformationstag ein Aufruf, aktiv zu werden und zu gestalten. "Allein deshalb ist der Reformationstag ein Feiertag, der weit über den Kirchenbesuch hinausgeht."

Feiertag in neun Bundesländern

Connemann hatte im Podcast Table Today die Frage aufgeworfen: "Können wir uns bestimmte Dinge noch erlauben, die Leistungsfähigkeit kosten?" Weiter sagte sie: "Da schaue ich mir etwa den Reformationstag an, bei dem auch bei uns im evangelisch geprägten Niedersachsen die Kirchen leer sind."

Der Reformationstag ist in neun Bundesländern gesetzlicher Feiertag: in Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Am 31. Oktober erinnern Protestanten an die Reformation.

An diesem Tag im Jahr 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben.

Reformationstag versus Allerheiligen

Jahrzehntelang war die Bilanz von Allerheiligen und Reformationstag in Deutschland ausgeglichen: In jeweils fünf Bundesländern hatten die Bürger an einem der beiden Tage einen gesetzlichen Feiertag.

Doch mit dem 500-Jahr-Gedenken an die Reformation im Jahr 2017, in dem einmalig alle Deutschen den 31. Oktober frei hatten, überholte der protestantische Reformationstag den katholischen 1. November.

Denn vier Bundesländer führten ab 2018 den "Tag der Reformation" als neuen gesetzlichen Feiertag dauerhaft ein.

Feiertag (shutterstock)
Quelle:
KNA