Sieben Schläfer, die dem Siebenschläfertag den Namen gaben

Und jährlich grüßt das Nagetier

Der Siebenschläfertag an diesem Montag hat recht wenig mit gemütlichem Ausschlafen zu tun. Er geht auf sieben frühchristliche Heilige zurück, die 200 Jahre geschlafen haben sollen. Für Meteorologen ist er ein wichtiger Termin.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Leerer Strandkorb am Meer / © Harald Oppitz (KNA)
Leerer Strandkorb am Meer / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Siebenschläfer, mit bis zu 30 Zentimetern Körperlänge die größte einheimische Schlafmaus, hält oft sieben Monate Winterschlaf - und mehr.

Wovon mancher Morgenmuffel nur träumen kann, das weckt bei den "echten", den heiligen Siebenschläfern nur ein müdes Lächeln: Knapp 200 Jahre, so die Legende, hatten sie geschlafen, ehe sie den Bewohnern der kleinasiatischen Stadt Ephesus (heute Efes an der türkischen Westküste der Ägäis) im fünften Jahrhundert Zeugnis für die Auferstehung der Toten ablegten. Sie gaben dem Siebenschläfertag, der am Montag (27. Juni) begangen wird, den Namen.

Was aber macht sieben junge Männer, die ihr ganzes Leben verschlafen, zu Heiligen? So soll es gewesen sein: Während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Decius Mitte des dritten Jahrhunderts verweigerten die sieben Brüder, die christlich getauft waren, das geforderte Götteropfer und versteckten sich in einer Höhle. Von den Kaiserlichen bei lebendigem Leibe eingemauert, beteten sie um Schutz - und schliefen ein.

Zeichen der Auferstehung

Als 193 Jahre später - das Christentum war längst Staatsreligion - nahe der Höhle ein Viehstall errichtet wurde, wurden auch jene Steine verwandt, mit denen die Schläfer eingesperrt worden waren. Diese erwachten und glaubten, nur eine Nacht geschlafen zu haben. Einer von ihnen, Malchus, ging zum Einkaufen in die Stadt. Als er mit 200 Jahre alten Münzen bezahlen wollte, wurde er aufgegriffen und dem Bischof vorgeführt.

Er erzählte seine Geschichte und war verwundert, dass sich überall das Zeichen des Kreuzes fand. Auch Kaiser Theodosios II. überzeugte sich laut der Legende von der Wahrheit der Geschichte und dankte Gott für dieses Zeichen der Auferstehung von den Toten. Es kam wohl zur rechten Zeit, denn inzwischen gab es viele Irrlehrer, die die leibliche Auferstehung Christi leugneten. Bald darauf entschliefen die 200-jährigen Jünglinge - endgültig.

Verehrung auch im Islam

Die Siebenschläferlegende fand rasch Verbreitung, im Abendland ebenso wie im Orient. In abgewandelter Form ist sie auch in den Koran eingegangen. In der 18., der sogenannten Höhlen-Sure, allerdings durften die sieben Männer sogar 309 Jahre in ihrer Höhle schlafen. Jeden Freitag werden die christlichen Märtyrer in allen Moscheen der Welt verehrt.

Vor allem in der Kreuzzugs- und der Barockzeit war der Siebenschläferkult im Abendland beliebt. Allerdings gibt es in ganz Europa nur drei Kirchen zu den "Heiligen Siebenschläfern", zwei davon in Bayern. Im niederbayrischen Rotthof südlich von Passau findet sich die wohl schönste plastische Darstellung der sieben Patrone gegen die Schlaflosigkeit.

Das bretonische Vieux Marche bei Plouaret ist sogar Ziel gemeinsamer Wallfahrten von Muslimen und Christen. Die meisten Pilger beider Religionen aber besuchen den vermeintlichen Ort des Geschehens selbst: den erst 1926 entdeckten Bestattungsort der Siebenschläfer bei Ephesus.

Grundlage der Bauernregel

Hätte Kaiser Theodosios die sieben braven Kleinasiaten auch zum westeuropäischen Wetter befragt, sie hätten wohl nur mit den Schultern gezuckt. Aber: Der Siebenschläfertag fällt auf den 27. Juni und wurde früher vor allem von der bäuerlichen Bevölkerung mit Argwohn beobachtet. So wie das Wetter an diesem Tag ist, so die Bauernregel, so wird es auch weitere sieben Wochen sein.

Dabei ist der 27. Juni gar nicht der eigentliche Siebenschläfertag. Nach der Gregorianischen Kalenderreform von 1582 wurden genau zehn Tage gestrichen, so dass der Zeitpunkt, auf den sich die Regel bezieht, eigentlich auf den 7. Juli fällt. Daher nehmen die Meteorologen häufig den Zeitraum der ersten Juli-Tage, um das voraussichtliche Sommerwetter etwas genauer zu prognostizieren. Erfahrungsgemäß stabilisiert sich dann die Großwetterlage über Mitteleuropa.

Nicht hundertprozentig zuverlässig

Für Meteorologen ist die Siebenschläferregel eine der besten Bauernregeln überhaupt. Doch auch sie ist nicht absolut zuverlässig: Die Trefferquote liegt laut Deutschem Wetterdienst im Binnenland nur bei etwa 55 bis 60 Prozent, im Alpenvorland bei etwa 70 Prozent - aber auch nur, wenn man die Regel nicht sonderlich eng auslegt. Eine höhere Trefferquote haben dann doch EDV-gestützte Vorhersagen. Vielleicht auch ganz gut so angesichts der derzeitigen 40 Grad.

Quelle:
KNA