TV-Tipp: Überlegungen zum Seelen- und Gefühlsleben unserer Mitgeschöpfe

Unsere Tiere und die Religion

Während Nutz- und Schlachttiere häufig nur als Ware gesehen werden, erfahren Haus- und Schmusetiere meist viel Liebe und Zuneigung. Die ARD-Reihe "Gott und die Welt" wirft einen Blick auf das zwiespältige Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist in den Industrieländern.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

So manchem ist die Katze oder der Hund ein verlässlicherer Partner als ein Mensch. Viele Tierhalter haben keinen Zweifel daran, dass ihre vierbeinigen oder gefiederten Freunde eine Seele haben. Dennoch ging die herrschende Meinung bis vor kurzem davon aus, dass Tiere nur reflexartig reagierten und nur über ein angeborenes Verhalten verfügten. Neuere Forschungen zeigen, dass diese Vorstellungen falsch sind. Tiere haben offensichtlich ein Bewusstsein, und sie haben Gefühle.



Müssen wir dann aber nicht unsere Beziehung zu ihnen überdenken, unser Verhalten ihnen gegenüber ändern, und in welchem Verhältnis stehen sie zu Gott? Diese Fragen verfolgt die Filmemacherin Dorit Vaarning in ihrem Film "Kommt Schnuffi in den Himmel? Über die Seele der Tiere", der am 7. August um 17.30 Uhr in der ARD-Reihe "Gott und die Welt" ausgestrahlt wird. Ihr Film spreche alle Gefühlsebenen von lustig bis todtraurig an, weil Tiere verschiedene Rollen für die Menschen spielten, sagt die Autorin. Dementsprechend habe auch ihr Film viele heitere Seiten, aber auch sehr ernste.



Zunächst versucht Dorit Vaarning zu klären, was Haustierbesitzer, christliche Theologen und Wissenschaftler unter einer Tierseele verstehen. Die Erkenntnisse, die die Biologen und Verhaltensforscher in den letzten Jahren gesammelt haben, sind verblüffend. Zwei Experimente ließ die Autorin für ihren Film durchführen. Zusammen mit der Ornithologin und Intelligenzforscherin Auguste Prinzessin von Bayern beobachtete sie, wie eine Krähe lernt, durch Einsatz von Werkzeugen zu ihrem Futter zu kommen. Im Münchener Tierpark Hellabrunn führte Vaarning ein eigenes Experiment durch. Sie wollte wissen, ob sich die Menschenaffen im Spiegel erkennen. Zunächst untersuchten die Tiere das neue "Phänomen", aber bereits am dritten Tag betrachteten sie sich intensiv, kontrollierten Nase und Zähne. Vaarning: "Sie nutzten den Spiegel ganz so wie wir morgens im Bad".



Die ethische Verantwortung des Menschen

Zweifelsohne haben Tiere Intelligenz, Lernvermögen und Bewusstsein. Aber haben sie auch irgendeine Art von religiöser Empfindung? In Gesprächen mit dem Naturphilosophen und Diplombiologen Christan Kummer (SJ) und dem Priester und Biologen Rainer Hagencord, der in Münster das erste Institut für Theologische Zoologie gegründet hat, sucht die Autorin Antworten auf diese Frage zu finden. Für Hagencord ist es der Mensch, der sich durch den Sündenfall von Gott entfernt hat und den Garten Eden verlassen musste, während die Tiere als Teil der Natur dort geblieben sind. Lange haben Menschen auf die Tiere als minderwertig herabgeblickt und sie nur nach Profitdenken behandelt. Das aber führt zu Missständen wie in der Massentierhaltung.



An vielen kleinen Beispielen zeigt Dorit Vaarning auf, dass die modernen Industriemenschen die Schöpfung wieder mehr achten müssen. Dazu gehört auch, sich Tieren gegenüber achtsam zu verhalten und auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Betrachtet man die theologischen Überlegungen, erweist sich die Frage, ob Schnuffi in den Himmel komme, schnell als irrelevant. Der Film plädiert nicht für eine Vermenschlichung der Tiere; schließlich würde das auch die Grundbedürfnisse unserer Mitgeschöpfe missachten. Deutlich aber wird, dass der Mensch eine ethische Verantwortung für die Tiere trägt.