Türkischer Schriftsteller Pamuk erhält Literatur-Nobelpreis

Literaturpreis für Gesellschaftskritik

Orhan Pamuk (54), in Istanbul geborener Schriftsteller, erhält den Literatur-Nobelpreis 2006. Pamuk habe in seinen Werken "neue Sinnbilder für den Zusammenstoß und die Verflechtung der Kulturen" gefunden, begründete das Nobelpreiskomitee am Donnerstag in Stockholm seine Entscheidung.

 (DR)

Orhan Pamuk (54), in Istanbul geborener Schriftsteller, erhält den Literatur-Nobelpreis 2006. Pamuk habe in seinen Werken "neue Sinnbilder für den Zusammenstoß und die Verflechtung der Kulturen" gefunden, begründete das Nobelpreiskomitee am Donnerstag in Stockholm seine Entscheidung. Damit erhält erstmals ein türkischer Autor den renommiertesten Literaturpreis der Welt. Hören Sie ein Porträt des Schriftstellers und ein domradio-Interview mit Thomas Böhm vom Literaturhaus Köln.

Pamuks Werk wurde in mehr als 30 Sprachen in über 100 Ländern veröffentlicht. In Deutschland wurde er vor allem für seine Romane, darunter "Rot ist mein Name" und "Schnee", bekannt, die oft Geschichten zwischen Orient und Okzident erzählen. Im vergangenen Jahr wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Belletrist oder Gesellschaftskritiker
Das Nobelpreiskomitee dürfte bei seiner Entscheidung auch Pamuks Rolle als Gesellschaftskritiker in der Türkei berücksichtigt haben. Nationalistische Kreise werfen ihm vor, sein Land zu verraten, indem er parteiisch über das Leid von Kurden oder den Völkermord an den Armeniern spreche. Er selbst versteht sich aber vor allem als belletristischer Schriftsteller. Erst nach breiter internationaler Kritik wurde im Januar ein Prozess gegen Pamuk wegen des Vorwurfs der "Beleidigung des Türkentums" eingestellt.

Die Nobelpreise sind mit jeweils umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert. Sie werden immer am Todesstag des Stifters Alfred Nobel (1833-1896) am 10. Dezember in Stockholm überreicht. 2005 hatte der englische Dramatiker Harold Pinter die höchste literarische Auszeichnung erhalten. Am Freitag wird der diesjährige Träger des Friedensnobelpreises bekannt gegeben.
(KNA)