Trump als "blinder Führer"

Wehe Euch, Ihr Heuchler!

Wenn Politik Religion missbraucht, kann das nie gut ausgehen. In diesen Tagen macht US-Präsident Trump vor, wie man nicht mit der Heiligen Schrift umgeht. Heuchlerisch, meint Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

 (DR)

„Wehe Euch, Ihr Heuchler. Ihr seid blinde Führer… Ihr seid blinde Narren!“ (Mt 23, 16f) Ein einziger Blick in die Bibel hätte vielleicht auch dem mächtigsten Mann der USA helfen können. Doch stattdessen stolziert Präsident Trump wie ein Gockel über die Straße vor dem Weißen Haus, die seine Sicherheitskräfte und die Polizei eigens für ihn rabiat von friedlich Demonstrierenden geräumt hatten. Nur, um sich dann mit der Bibel in der Hand vor der Kirche als Mann der Stärke zu positionieren. Ein fünfminütiger Foto-Termin – ein billiger PR-Gag. Trump als Law-and-Order-Kandidat, der Recht und Gesetz durchsetzen will. Der Meister der Inszenierung merkt dabei gar nicht, wie peinlich, ja widerlich sein Posing mit der Bibel in der Hand vor den Kameras der Welt ist. Der Mann, der seinen Amtseid gleich auf zwei Bibeln abgelegt hat, hält sich selber nicht an das Gesetz, sondern trägt selbst seinen Glauben nur billig zur Schau. Er missbraucht seine Macht und sein Amt. Und er missbraucht die Bibel und den Glauben. Für seinen Wahlkampf.
Alles, was diese blinden Führer, diese Heuchler tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen, schreibt die Bibel. „Ihr Heuchler, Ihr haltet Becher und Schüsseln von außen sauber – innen aber sind sie voll dem, was Eure Maßlosigkeit zusammengeraubt hat!“ (Mt 23,25) Das Wort Gottes, das der US-Präsident zur Schau trägt, empfiehlt einen Satz weiter Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Für Trump werden das wohl immer nur Fremdworte bleiben. Dieser Mann findet zuerst immer nur sich selbst großartig – als Brückenbauer, der die Bürger der neuen Welt zusammenbringt, taugt er nicht. Nicht die Bohne. „Der Größte von Euch, der soll der Diener aller sein?“ (Mt 23,11) Diesen Satz hat Trump vielleicht mal gehört – aber bestimmt nie verstanden. Bleibt nur die Hoffnung, dass vor dem Gericht Gottes die bibelkundigen Wähler ihren Präsidenten abwählen und er dann genügend Zeit hat, die Bibel auch mal von innen zu studieren!

 



Ihr
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE
PS: Für alle diejenigen, die die Bibel näher kennenlernen möchten, empfehle ich unser Tagesevangelium – jeden Werktag um 7.45 Uhr im Radio und danach als Podcast oder Online. Bibel-Texte pur senden wir übrigens jede Nacht zwischen 23.00 Uhr und 6.00 Uhr. Auch Kardinal Woelki hat für uns das ganze Markus-Evangelium eingesprochen – da muss Ihr „guter Draht nach oben“ doch funktionieren... ;-)