Auschwitz-Komitee verurteilt antisemitische Proteste

"Trifft Holocaust-Überlebende hart"

Das Internationale Auschwitz Komitee hat die aktuellen antisemitischen Proteste als "schwere Last" für die Überlebenden des Holocaust bezeichnet. Die Kritik, die auch die Existenz des Staates Israel negiere, treffe die Überlebenden hart.

Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau / © Rolf E. Staerk (shutterstock)
Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau / © Rolf E. Staerk ( shutterstock )

"Israel ist für die Überlebenden immer eine Hoffnung gewesen, ein Staat, der ihnen Schutz gibt, der für sie immer ein sicherer Hafen ist." Der Hass auf die Juden und den Staat Israel sei daher kaum zu ertragen, sagte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Sonntag.

Gerade die Überlebenden hätten angesichts ihrer traumatischen Erinnerungen immer gehofft, dass für Israelis und Palästinenser ein friedliches Leben möglich sei. Der Konflikt sei nun eine schwierige Situation für sie. "Die Kritik, die auch die Existenz des Staates Israel negiert, trifft die Überlebenden hart", so Heubner.

"In der Gesellschaft ist etwas ins Rutschen gekommen"

In Sorge sei das Internationale Auschwitz Komitee auch über die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit den juden- und israelfeindlichen Hassparolen auf den propalästinensischen Kundgebungen sichtbar geworden seien. "Jede antisemitische Protestattacke, jede angezündete Israelflagge, jeder durchgestrichene Judenstern, jeder zerstörte Stolperstein, bestätigt, dass in der Gesellschaft etwas ins Rutschen gekommen ist", sagte Heubner.

Die Frage sein nun, ob es der deutschen Gesellschaft nach der allgemeinen Empörung über die Proteste gelinge, darüber hinaus zu gehen. "Ob Bildung und Strafverfolgung und gesellschaftliche Ächtung von Antisemitismus stattfindet", sagte Heubner.

Die Überlebenden des Holocaust hofften darauf, dass die Gesellschaft deutlich mache, dass Antisemitismus nicht toleriert werde. "Es war über jahrzehntelang gesellschaftlicher Konsens, dass Antisemitismus zu ächten ist." Aber viele Überlebende würden daran zweifeln, dass dieser Konsens heute noch so bestehe.


Der Vizepraesident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner / © Rolf Zoellner (epd)
Der Vizepraesident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner / © Rolf Zoellner ( epd )
Quelle:
KNA