Trauer um orthodoxen Metropoliten Staikos

Ein schmerzhafter Verlust

Vertreter von Kirchen und Politik haben Trauer und Betroffenheit über den Tod des orthodoxen Metropoliten von Austria, Michael Staikos, geäußert. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn nannte Staikos eine "ganz große Säule der Ökumene in Österreich und darüber hinaus".

 (DR)

Bundespräsident Heinz Fischer würdigte die großen Verdienste des Metropoliten auf dem Gebiet der Ökumene, des interreligiösen Gesprächs und des Dialogs der Kulturen. Staikos habe sich "als überzeugter Europäer stets für die Erweiterung der EU durch die Länder Ost- und Südosteuropas eingesetzt".



Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hob hervor, Staikos sei ein "anerkannter Gesprächspartner im Dialog der Religionen" gewesen. Er habe den Metropoliten als "engagierten Religionsführer, fundierten Wissenschafter und sozial engagierten Menschen" kennengelernt, so Faymann.



500.000 Mitgliedern

Staikos war am Dienstagnachmittag im Alter von 64 Jahren nach schwerer Krankheit in Wien verstorben. Der höchste Repräsentant der orthodoxen Kirche in Österreich hätte in wenigen Wochen seinen 65. Geburtstag gefeiert. Unter seiner Führung wurde die orthodoxe Kirche zu einer wichtigen gesellschaftlichen und kirchlichen Größe in Österreich mit mittlerweile bis zu 500.000 Mitgliedern.



Schönborn sagte der Nachrichtenagentur Kathpress, er sei vom Tod des orthodoxen Metropoliten tief betroffen und verliere einen "Freund und Bruder". Zur Trauer geselle sich zugleich große Dankbarkeit dafür, "dass wir ihn haben konnten als großes Vorbild christlicher Verbundenheit in Österreich". Schönborn erinnerte an die tiefe Freundschaft des Metropoliten mit Kardinal Franz König (1905-2004). Er bezeichnete Staikos als "geistlichen Sohn Kardinal Königs".



"Schmerzhafter Verlust"

Der stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, sagte, Staikos" Tod sei für die Kirchen ein "schmerzhafter Verlust". Der Metropolit habe den ökumenischen Aufbruch seit den 60er Jahren maßgeblich mitgestaltet und an den großen ökumenischen Erfolgen der vergangenen Jahre mitgewirkt, etwa am Ökumenischen Sozialwort oder der Charta Oecumenica. Für ihn habe es "keine Alternative zur Ökumene, zum immer weiter Aufeinanderzugehen der Kirchen" gegeben, sagte Bünker zu Kathpress.



Staikos wurde am 22. November 1946 in Athen geboren. Er besuchte ein katholisches Gymnasium in der griechischen Hauptstadt und studierte an der Universität von Thessaloniki Theologie. 1964 ging er nach Wien und trat in den Dienst der griechisch-orthodoxen Metropolie von Austria. 1977 wurde er in Wien zum Priester und 1986 zum Bischof geweiht. Im November 1991 wählte ihn die Heilige Synode des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel zum Metropoliten von Austria und Exarchen für Ungarn.



Staikos war als Metropolit des Ökumenischen Patriarchates der ranghöchste Repräsentant der Orthodoxie in Österreich. Im Oktober

2010 wurde unter dem Vorsitz von Metropolit Staikos die Orthodoxe Bischofskonferenz für Österreich begründet. Zwei Amtsperioden hindurch (1995-2000) war er Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Als Legat des Ökumenischen Patriarchen vertrat Staikos die Kirche von Konstantinopel oft bei panorthodoxen und ökumenischen Ereignissen.



Bis zur Wahl eines Nachfolgers wird der Metropolit von Rhodos, Kyrillos Kogerakis (47), die Metropolie von Austria interimistisch verwalten. Er befindet sich bereits in Wien. Kyrillos kennt Österreich aus Studienzeiten und wirkte von 1991 bis 1995 als Erzdiakon in der Wiener Metropolie.