DOMRADIO.DE: Wie ist die Idee zu diesem Traktor-Gottesdienst entstanden?
Matthias Steffel (Pfarrer aus der Seelsorgeeinheit Unterer Aischgrund): Wir haben in der Pfarrgemeinde darüber gesprochen. Das letzte Jahr war das Jahr der vielen Bauernproteste. Es war auch das Jahr der großen Corona-Krise.
Uns war klar, wir müssen uns mit den Bauern solidarisieren. Wir sind eine ländlich geprägte Gegend. Wir haben gesagt, wir machen niederschwellig einen Gottesdienst für Landwirte mit Segnung der Traktoren und Landmaschinen. So ist es entstanden.
DOMRADIO.DE: Das Ganze war so erfolgreich, dass es jetzt die Fortsetzung gibt. Wie wird in diesem Jahr bei dem Gottesdienst Kirche und Landwirtschaft zusammengeführt?
Steffel: Wir haben hier eine sehr ländlich geprägte Gegend. Das Bild der Landwirtschaft ist hier noch präsent und uns ist es wichtig, dass wir uns als Kirche solidarisieren mit den Männern und Frauen, die hier bei uns das Land bebauen und die auch dafür Sorge tragen, dass täglich Brot auf den Tisch kommt. Das wird auch Thema im Gottesdienst sein.
DOMRADIO.DE: Mit dabei ist auch Diakon Robert Körber. Sie sind mit Traktor dabei?
Robert Körber (Diakon): Ich komme aus der Gegend. Ich bin vom Land. Ich bin hier groß geworden. Ich habe von meinem Papa einen alten Traktor geerbt, der in der Landwirtschaft nicht mehr eingesetzt wird. Aber der dient immer noch als Fahrzeug für sonntägliche Ausfahrten mit meinen Kindern und so. Er wird eher zum Spaß verwendet.
Wir haben noch einen anderen Traktor, der landwirtschaftliche Tätigkeiten verrichtet. Nicht so groß, weil ich nicht in der Landwirtschaft bin. Aber auf dem Land gibt es immer etwas zu tun. Ich freue mich auch dieses Jahr wieder auf den Gottesdienst.
DOMRADIO.DE: Beim letzten Mal waren Sie noch kein Diakon. Damals standen Sie kurz vor der Weihe und haben sozusagen nur zugeschaut. Jetzt sind Sie Diakon. Wie verändert sich Ihre Teilnahme dadurch? Nehmen Sie aktiv am Gottesdienst teil, auch vorne am Altar?
Körber: Ich gehe davon aus. Das ist in meinem, ich sage jetzt mal bewusst, in meinem Seelsorgebereich. In meiner Heimat und wo ich beauftragt bin, meinen diakonischen Dienst zu tun.
Ich finde auch, dass man einen Platz im Gottesdienst hat, wenn man geweiht ist. Ich bin auch davon überzeugt und das ist meine Grundeinstellung, dass jeder im Gottesdienst an seinen Platz gehört. Der Diakon gehört an den Altar, zusammen mit dem Priester.
DOMRADIO.DE: Blicken wir auf das letzte Jahr zurück. Wie war das Feedback von den Landwirtinnen, Landwirten, die beim ersten Mal mit dabei waren?
Steffel: Es waren Landwirtinnen und Landwirte mit großen Zugmaschinen, Traktoren und Schleppern dabei, aber es kamen auch ganz viele Freizeittraktoristen.
Das ist mittlerweile ein kleiner Hype, dass man mit Alltime-Schleppern unterwegs ist. Ich habe das als durchaus positiv empfunden. Es war eine Mischung zwischen Menschen, die den Traktor in ihrer Freizeit benutzen, vielleicht auch aus Spaß an der Freude und Ausflüge machen und die, die damit arbeiten.
Das war ein gutes Miteinander und daraus hat man das Resümee gezogen, dass es so gut war und deshalb machen wir es in diesem Jahr wieder.
DOMRADIO.DE: Gibt es bei Ihnen beiden irgendwelche besonderen Momente aus dem letzten Jahr, die Ihnen heute noch im Gedächtnis geblieben sind?
Körber: Ich fand es schön, dass mein Sohn dabei war. Wir sind hergefahren und ich war ein kleines bisschen zu spät, weil ich die Zeit für die Anfahrt etwas unterschätzt hatte.
Ich bin gerade zum Beginn des Gottesdienstes gekommen und habe mich riesig gefreut, als ich die vielen Traktoren und die vielen Menschen da auf der Aischwiese gesehen habe.
DOMRADIO.DE: Muss man sich im Vorfeld anmelden?
Steffel: Es gibt ab 9.30 Uhr vor Ort Einweiser, um 10.00 Uhr beginnt der Gottesdienst. Ab 9.30 Uhr ist es möglich, die Aischwiese zu befahren. Die Einweiser sind schon eher da, um dafür zu sorgen, dass die Traktoren ordentlich an ihrem Platz kommen.
DOMRADIO.DE: Das ist ein Format, an dem Sie wahrscheinlich auch in Zukunft festhalten werden, oder?
Steffel: Ja, wir haben vor, das auch weiterzuführen. Solche Gottesdienste neben dem normalen Sonntagsgottesdienst-Angebot, bestimmte Gruppen anzusprechen, das ist, glaube ich, ein guter Weg für die Zukunft.
Das Interview führte Oliver Kelch.