Traditionsreichstes Zisterzienserinnenkloster

Neue Äbtissin

Deutschlands ältestes Zisterzienserinnenkloster mit ununterbrochener Tradition steht ab Samstag unter neuer Leitung. Dann wird eine neue Äbtissin in ihr Amt eingeführt.

Schwester Elisabeth / © Jens Trenkler (dpa)
Schwester Elisabeth / © Jens Trenkler ( dpa )

Die bisherige Priorin und Ökonomin von Sankt Marienthal in Ostsachsen, Schwester Elisabeth Vaterodt (60), wird die 56. Äbtissin, wie das Kloster ankündigte. Die feierliche Amtseinführung nimmt der Generalabt des Zisterzienserordens, Mauro-Giuseppe Lepori, in der Klosterkirche vor. Eine "Äbtissinnenweihe" ähnelt einer Bischofsweihe. Sie ist aber keine sakramentale Weihe nach katholischem Verständnis, sondern eine feierliche Segnung.

Die 15 Ordensfrauen der 1234 gegründeten Abtei hatten Vaterodt zur Nachfolgerin von Elisabeth Wollmann gewählt, die im Januar im Alter von 75 Jahren von dem Amt zurückgetreten war. Die neue Äbtissin stammt aus Deuna im Eichsfeld. Sie absolvierte Ausbildungen zur Stenotypistin und Altenpflegerin, bevor sie 1985 in das Kloster eintrat. Nach dem Neißehochwasser von 2010 engagierte sie sich maßgeblich bei den Wiederaufbauarbeiten. Zudem gehört sie dem Vorstand der Stiftung für das Internationale Begegnungszentrum Sankt Marienthal an. Es wurde nach 1992 auf dem Klostergelände errichtet.

Große Tradition

Sankt Marienthal ist Deutschlands ältestes Zisterzienserinnenkloster mit ununterbrochener Tradition. Es liegt rund 20 Kilometer südlich von Görlitz am Ufer der Neiße, dem Grenzfluss zu Polen.

Gegründet wurde die Abtei der Überlieferung nach 1234 durch Königin Kunigunde von Böhmen. Im 16. Jahrhundert, der Zeit der Reformation, hielten die Schwestern am katholischen Glauben fest und verhinderten die Umwandlung in ein evangelisches Damenstift. Auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts, während der Säkularisation, widersetzten sie sich erfolgreich einer staatlichen Aufhebung ihres Klosters. Nach der Festlegung der Oder-Neiße-Grenze 1945 verlor der Konvent ein Drittel seines Grundbesitzes im heutigen Polen. Es gelang ihm aber, bei der Bodenreform in der DDR einer Enteignung zu entgehen.

Katastrophen überstanden

Das Kloster wurde jedoch mehrfach von Katastrophen heimgesucht. 1683 zerstörte ein Großbrand die Anlage vollständig. Anschließend wurde sie in den noch heute bestehenden barocken Formen wieder aufgebaut.
Ein Neißehochwasser vernichtete 1987 jedoch die barocke Inneneinrichtung der Klosterkirche. Eine weitere Flut richtete 2010 Schäden in Millionenhöhe an, deren Beseitigung andauert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die Zisterzienserinnen Pflegeeinrichtungen für Frauen und Männer. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Gründung des Internationalen Begegnungszentrums Sankt Marienthal 1992 in früheren Wirtschaftsgebäuden des Klosters. Die Einrichtung mit Schwerpunkt Umweltbildung entwickelte sich zu einem wichtigen Treffpunkt im Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien.


Quelle:
KNA