Traditionelle Ostermärsche haben begonnen

Für den Frieden auf die Straße

Hauptthemen der Friedensbewegung sind in diesem Jahr die Situation in Afghanistan und die bleibende Bedrohung durch Atomwaffen. Daneben rückte der Iran-Konflikt und die Gewalt in Syrien in den Blickpunkt.

 (DR)

Am Ostermarsch Rhein/Ruhr, einem der größten bundesweit, beteiligten sich etwa 800 Menschen, bis Montag werden dazu in verschiedenen Revierstädten insgesamt 4.000 Teilnehmer erwartet. Neben den angekündigten Hauptthemen Afghanistan und Atomwaffen rückten auch der Iran-Konflikt und die Gewalt in Syrien in den Blickpunkt. In Düsseldorf zogen mehrere hundert Menschen durch die Innenstadt zum historischen Rathaus, wo ein Friedensfest gefeiert wurde. Bis Montag führt der dreitägige Ostermarsch über Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Herne und Bochum nach Dortmund.



Ulrich Sander von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes warnte in Düsseldorf vor den Gefahren einer Militarisierung in Deutschland. In Duisburg wandte sich Leutnant Christian Neumann vom Darmstädter Signal gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr und erklärte, für Frieden und Abrüstung brauche man kein Militär. Auf Transparenten forderten Kundgebungsteilnehmer in der Revierstadt die sofortige Beendigung von Sanktionen und Kriegsdrohungen gegen den Iran. Öl- und Finanzembargos träfen vor allem die dortige Bevölkerung.



Symbolische Blockade

Im münsterländischen Gronau blockierten Friedensaktivisten am Samstag symbolisch die Feuerwehrzufahrt der Urananreicherungsanlage, um gegen die Verknüpfung von militärischer und ziviler Nutzung der Atomkraft zu protestieren.



Trotz der mäßigen Beteiligung haben die Ostermärsche der Friedensbewegung nach Ansicht von Mitinitiator Joachim Schramm auch nach mehr als 50 Jahren noch ihre Berechtigung. Zwar nähmen die Menschen in Deutschland anders als etwa noch in den 80er Jahren keine konkrete Bedrohung mehr wahr, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner NRW im WDR. Dennoch sei Deutschland heute direkt oder indirekt in Konflikte verwickelt, etwa in Afghanistan, Syrien und dem Iran.



In Sachsen-Anhalt haben sich am Karsamstag in Magdeburg laut Veranstalter rund 200 Menschen am diesjährigen Ostermarsch der Friedensbewegung beteiligt. Der Demonstrationszug führte vom Dom durch die Innenstadt zu vier Gedenkstätten, darunter waren das Mahnmal der 1938 zerstörten Synagoge sowie der Nagasaki-Stein, der an die Opfer des Atombombenabwurfs von 1945 erinnert. An den Stationen gab es jeweils kurze Redebeiträge. Hauptforderungen waren eine rein zivile Nutzung der Colbitz-Letzlinger-Heide nördlich von Magdeburg sowie ein Verbot von Atomwaffen.



Der von Sturm und Graupelschauern begleitete Marsch war zugleich der 225. "Friedensweg" der Bürgerinitiative Offene Heide, die seit ihrer Gründung 1993 eine Schließung des Gefechtsübungszentrums der Bundeswehr in der Colbitz-Letzlinger-Heide fordert.



In Bremen haben mehr als 200 Ostermarschierer nach Polizeiangaben für einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan demonstriert. Bei dem Zug durch das Stadtzentrum zum Marktplatz forderten sie außerdem ein Verbot von Rüstungsexporten über bremische Häfen, sagte Mitinitiator Ekkehard Lentz vom Bremer Friedensforum. Die Demonstranten warnten auch vor neuen Kriegen im Iran und Syrien. Die Organisatoren sprachen von 300 Teilnehmern.



Geringe Beteiligung

In Niedersachsen stießen die Ostermärsche dagegen auf ein deutlich geringeres Echo. In Hannover zogen nach Polizeiangaben am Samstag rund 30 Demonstranten unter dem Motto "Krieg, Krise und Ungerechtigkeit - Wir kämpfen für eine menschenwürdige Welt!" durch die Innenstadt. In Osnabrück protestierten 24 Menschen gegen die Verherrlichung des Soldatentums an Kriegerdenkmälern, sagte Initiator Johannes Bartelt dem epd.



Weitere Aktionen waren in Braunschweig, Gifhorn, Holzminden, Oldenburg, Bremerhaven und Wittmund geplant. Bundesweit gingen die Ostermarschierer in mehr als 80 Städten auf die Straße.



Die Ostermärsche begannen in Deutschland 1960 mit einem dreitägigen Marsch zum Atomraketen-Übungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide. Die ersten friedensbewegten Ostermarschierer überhaupt trafen sich Ende der 1950er Jahre in Großbritannien. Zu Hochzeiten der Friedensbewegung in Deutschland Ende der 1960er sowie während der Nachrüstungsdebatte zu Beginn der 1980er Jahre kamen Hunderttausende zu den Kundgebungen.