Tote bei Schusswechseln in Mogadischu - UN-Generalsekretär Ban kritisiert US-Luftangriffe

Erneut US-Luftangriffe auf Somalia

Die US-Luftwaffe hat am Mittwoch am dritten Tag in Folge Dörfer im Süden Somalias bombardiert. Auch die Kämpfe zwischen Milizen und regierungstreuen Truppen in der Hauptstadt Mogadischu nahmen zu. Mehrere Menschen kamen somalischen Medienberichten zufolge ums Leben. Der UN-Sicherheitsrat wollte am Nachmittag über die Entsendung einer Friedenstruppe nach Somalia beraten. Die Bundesregierung äußerte sich besorgt über mögliche Opfer unter der Zivilbevölkerung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zuvor die Luftangriffe kritisiert.

 (DR)

Augenzeugen berichteten von Luftangriffen in der Nähe der bereits am Dienstag bombardierten Siedlung Afmadow und in Raskamboni an der Küste. Am Mittwoch war von mindestens 20 zivilen Opfern der Luftangriffe die Rede, eine unabhängige Bestätigung dafür gab es aber nicht. Detaillierte Berichte aus dem unwegsamen und dünn besiedelten Gebiet im Süden Somalias waren nicht zu erhalten.

US-Verteidigungsministerium räumt Angriffe ein
Das US-Militär hatte erklärt, es verfolge Terroristen des El-Kaida-Netzwerks, die für die Bombardierung von US-Botschaften in Tansania und Kenia 1998 verantwortlich gemacht werden. Bereits am Dienstagabend hatte das US-Verteidigungsministerium die Angriffe bestätigt. Berichte, nach denen sich einer der Drahtzieher unter den Opfern befindet, wurden nicht bestätigt.

In Mogadischu starben dem somalischen Radiosender Shabelle zufolge ein regierungstreuer Soldat und zwei Zivilisten, nachdem Milizen die Soldaten in einen Hinterhalt gelockt hatten. Mindestens sechs Menschen wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Die Heftigkeit der Kämpfe zwischen Milizen und Regierungssoldaten, die Mogadischu vor einer Woche mit Hilfe der äthiopischen Armee eingenommen hatten, nimmt seit Tagen zu.

UN-Kritik verhallt erneut - Deutsche Regierung besorgt
UN-Generalsekretär Ban warnte vor den Folgen der US-Angriffe für die Zivilisten am Horn von Afrika. „Der Generalsekretär ist besorgt über eine mögliche Eskalation, die diesen Angriffen folgen könnte", sagte Bans Sprecherin Michele Montas am Dienstagabend (Ortszeit) in New York. Die Bundesregierung äußerte ihre Sorge über Medienberichte, nach denen auch Zivilisten getötet worden seien. Allerdings lägen der Regierung hierzu keine eigenen Erkenntnisse vor, sagte Martin Jäger, Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Priorität der Bundesregierung sei weiterhin die Stabilisierung Somalias, so Jäger. Jetzt müsse es außerdem darum gehen, dass humanitäre Hilfe geleistet werden könne. Die Grünen bezeichneten die Hinnahme ziviler Opfer als moralisch inakzeptabel. Es sei zwar keine Frage, dass führende El-Kaida-Terroristen aufgespürt und für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden müssten. „Aber nicht durch US-Luftschläge, sondern durch Gefangennahme und ordentliche internationale Gerichtsverfahren," betonte Kerstin Müller, außenpolitische Sprecherin der Partei.

Äthiopische Truppen waren Ende Dezember in Somalia einmarschiert, um die „Union islamischer Gerichtshöfe" zu vertreiben, die weite Teile Somalias kontrollierte, und die international anerkannte, aber machtlose Übergangsregierung zu stärken. Seitdem hatte es immer wieder Berichte über den Einsatz von US-Soldaten an der kenianisch-somalischen Grenze und im Osten Äthiopiens gegeben. Somalia hat seit der Flucht des Diktators Siad Barre 1991 keine zentrale Regierung.