Tote bei Schießerei in Moschee in Quebec

"Terroranschlag auf Muslime"

In einer Moschee an Kanadas Ostküste fallen während des Abendgebets plötzlich Schüsse. Die Rede ist von mindestens fünf Toten, Kanadas Premier spricht von einem Terrorangriff auf Muslime. Die Bundesregierung verurteilte die Tat scharf.

Muslime beim Gebet erschossen  / © Francis Vachon (dpa)
Muslime beim Gebet erschossen / © Francis Vachon ( dpa )

Mutmaßliche Terroristen haben während des Abendgebets eine Moschee in der kanadischen Ostküstenmetropole Quebec gestürmt und mehrere Menschen erschossen. Die örtliche Polizei bestätigte, dass es eine Schießerei mit Toten und Verletzten sowie mehrere Festnahmen gegeben habe, nannte aber zunächst keine genauen Zahlen. Der Vorsitzende der Moschee sagte der Deutschen Presse-Agentur, er sei gebeten worden, fünf Leichen zu identifizieren. Kanadas Premier Justin Trudeau bezeichnete die Bluttat als "Terroranschlag auf Muslime" und versprach, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Medienberichten zufolge wurden zwei Verdächtige festgenommen. Einen von ihnen hätten die Sicherheitskräfte nach einer Verfolgungsjagd gefasst. Laut der Zeitung "Le Soleil" war einer der der Festgenommenen mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr bewaffnet.

Feuer auf Betende eröffnet

"Die Lage ist unter Kontrolle", sagte Polizeisprecher David Poitras am späten Abend, nachdem die Sicherheitskräfte mit einem Großaufgebot angerückt waren. "Die Umgebung wurde gesichert, und wir haben alle Gebäude evakuiert."

Radio Canada zufolge hielten sich zum Tatzeitpunkt gegen 20 Uhr (Ortszeit) Dutzende Menschen in der Moschee im Viertel Sainte-Foy auf. Ein Augenzeuge sagte dem Sender, zwei maskierte Männer hätten das Gebäude gestürmt, das Feuer auf die Betenden eröffnet und dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen. Auch mehrere Kinder hätten den Angriff miterlebt.

Muslime wichiger Teil der Identität

"Es ist entsetzlich", sagte der Moschee-Vorsitzende Mohammed Yangui der dpa. "Diese Menschen kommen jeden Tag friedlich zum Beten, aber jetzt werden einige von ihnen nie wieder vom Gebet nach Hause zurückkehren. Ich bin schockiert, mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich fühle." Yangui wies darauf hin, dass seine Moschee in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel von Angriffen gewesen sei. Im Juni wurde etwa ein abgetrennter Schweinekopf im Eingangsbereich der Moschee abgelegt.

"Es ist herzzerreißend, solch sinnlose Gewalt zu sehen", erklärte Premier Trudeau in seiner Stellungnahme. Vielfalt und religiöse Toleranz seien eine Stärke Kanadas. "Muslimische Kanadier sind ein wichtiger Teil unserer nationalen Identität (...)." Auch der Premierminister der Provinz Quebec, Philippe Couillard, rief nach der Bluttat zum geschlossenen Einsatz gegen jegliche Gewalt und zur Solidarität mit Muslimen auf.

"Angriff ins Herz einer Nation"

Auch die Bundesregierung verurteilte das Attentat. "Der Angriff zielt ins Herz einer Nation, die für religiöse Toleranz und Vielfalt bekannt ist", erklärte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Montag in Berlin. Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Steffen Seibert, sprach von einer "verachtenswerten Tat". Merkel und Gabriel übermittelten ihr Beileid und Mitgefühl.

Gabriel mahnte, das entschlossene Vorgehen gegen die Täter dürfe nicht auf Kosten einer offenen und freien Gesellschaft gehen. Seibert sagte, noch wisse man nicht genau, wer hinter dem Anschlag stehe. Wenn die Mörder es darauf angelegt hätten, Menschen unterschiedlichen Glaubens zu spalten, dürfe man das nicht zulassen.


Quelle:
dpa