Tote bei Anschlag auf Kirche im Irak - Erzbischof Zollitsch erschüttert

Keine Rücksicht aufs Fest

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die erneuten Anschläge auf Kirchen im Irak verurteilt. Sie seien "ein weiteres tragisches Zeichen, wie weit der Irak von der Botschaft des Friedens entfernt ist", sagte der Freiburger Erzbischof am Donnerstag der "Katholischen Nachrichten-Agentur". "Ich bin erschüttert über so viel Hass und eine eskalierende Gewalt, unmittelbar vor Weihnachten. Die Nachrichten verpflichten uns, heute um so intensiver für den Frieden in der Welt zu beten."

 (DR)



Die «Assyrische Internationale Nachrichten-Agentur» hatte am Mittwochabend berichtet, es habe Bombenanschläge auf zwei unterschiedliche Kirchen in Mossul im Norden des Irak gegeben, nämlich auf die syrisch-orthodoxe Sankt-Thomas-Kirche und die chaldäische Georgs-Kirche. Bei der Georgs-Kirche seien drei Menschen getötet und mehrere weitere verletzt worden. Die Bomben seien in einem Handkarren mit Obst versteckt gewesen. Dabei wurde auch die auf das Jahr 770 zurückgehende Kirche beschädigt.

Unter den Toten waren den Angaben zufolge zwei Muslime und ein chaldäischer Christ. Der Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, sprach den Angaben zufolge von einer «verstörenden» Nachricht genau zum Weihnachtsfest. Damit solle die Angst der Christen in der Region geschürt werden. Zuvor hatte der chaldäische Erzbischof von einer systematischen Kampagne zur Auslöschung der Christen gesprochen. Im Nordirak seien «ethnische und religiöse Säuberungen» im Gange, sagte Sako.

Vor einer Woche hatte die irakische Armee die Truppen in Gebieten mit hohem christlichen Bevölkerungsanteil in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Grund waren Geheimdiensterkenntnisse über mögliche Al-Kaida-Anschläge auf christliche Ziele rund um die Weihnachtsfeiertage. Nach Medienberichten haben mehrere Kirchen im Irak ihre Weihnachtsgottesdienste wegen Bombendrohungen abgesagt.

In den vergangenen sechs Wochen sind laut Nachrichten-Agentur sechs christliche Kirchen und ein Konvent von Dominikanerinnen Ziele von Anschlägen in der Region gewesen. Dabei wurden fünf Christen getötet; mehrere Menschen wurden entführt. Vor der Invasion lebten rund 800.000 Christen im Zweistromland. Seither flüchteten nach Angaben von Kirchenführern rund 300.000 Christen ins Ausland oder in das kurdische Autonomiegebiet.