Titus Brandsma im Vatikan heiliggesprochen

Schutzpatron der Journalisten?

Seit diesem Sonntag ist Titus Brandsma ein Heiliger der katholischen Kirche. Journalisten aus den Niederlanden und aus Belgien meinen, da wäre noch mehr drin. Als Schutzpatron der Journalisten zum Beispiel.

Autor/in:
Christiane Laudage
Vatikanstadt: Der Wandteppich, der Titus Brandsma (oben) und Lazzaro alias Devasahayam darstellt / © Gregorio Borgia (dpa)
Vatikanstadt: Der Wandteppich, der Titus Brandsma (oben) und Lazzaro alias Devasahayam darstellt / © Gregorio Borgia ( dpa )

In den Niederlanden wird der Ordensmann Titus Brandsma für seinen Widerstand gegen die Nazis hoch verehrt. Kurz vor seiner Heiligsprechung haben Journalisten mit einer Petition im "Nederlands Daglad" Papst Franziskus gebeten, Brandsma zum Schutzpatron der Journalisten zu erklären. Die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) schließt sich diesem Appell an. "Brandsma steht für eine Publizistik im Dienst von Wahrheit, Freiheit und Menschenwürde", erklärte der GKP-Vorsitzende Joachim Frank.

Titus Brandsma (KNA)
Titus Brandsma / ( KNA )

Ob diese Petition Erfolg haben wird, ist zweifelhaft, denn es gibt bereits einen Schutzpatron der Journalisten, nämlich den französischen Bischof und Autor Franz von Sales (1567-1622). Das weiß auch die GKP. Frank schlägt einen Kompromiss vor, nämlich Brandsma zum zweiten Patron zu ernennen. "Heute, wo Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten wieder an der Tagesordnung ist und von Publizistinnen und Publizisten Mut und Haltung gefragt sind, sehen wir in Titus Brandsmas einen überzeugenden Co-Patron unserer Profession."

Hohes Ansehen

Heiligsprechung

Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Nach dieser Kanonisation, die im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.

Heiligsprechung (dpa)
Heiligsprechung / ( dpa )

Der Vorstoß ist ein weiteres Zeichen für das hohe Ansehen, in dem Titus Brandsma steht. Er wird nun heiliggesprochen, weil er sich bis zu seinem Tod im katholischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung der Niederlande engagiert hat. Titus Brandsma wurde als erster Märtyer des KZ Dachau seliggesprochen, ab Sonntag ist er auch der erste Heilige.

Der Ordensmann, Professor und Journalist gehörte zu den frühesten und kompromisslosesten Nazi-Gegnern. Weil ihn das Regime als "Feind der nationalsozialistischen Sache" betrachtete, landete er im Gefängnis.

Nach einem langen Leidensweg wurde er am 26. Juli 1942 im KZ Dachau ermordet. Die Karmeliten, Brandmas Ordensgemeinschaft, verehren ihn als Beispiel wahrer Nächsten- und Feindesliebe. Sie haben seit Mitte der 1950er Jahre seine Seligsprechung betrieben, die im November 1985 stattfand.

Als Journalist tätig

Am 23. Februar 1881 wurde er als Anno Sjoerd Brandsma in eine Bauernfamilie im niederländischen Friesland geboren. Von den sechs Kindern traten fünf in einen Orden ein; so auch Anno, der bei den Karmeliten den Ordensnamen Titus erhielt. 1923 übernahm er an der neugegründeten Katholischen Universität Nijmegen (heute Radboud-Universität) eine Professur für Philosophie und amtierte später für ein Jahr als Rektor.

Brandsma war auch als Journalist aktiv und schrieb unzählige Artikel für katholische Zeitschriften; 1935 wurde er geistlicher Beirat des Katholischen Journalistenverbandes.

Sein Widerspruchsgeist war auch bei der Nazi-Aktion gegen die katholische Presse im November 1941 gefragt. Brandsma sollte die Redakteure katholischer Titel auf die Linie der Bischöfe einschwören und sie in ihrem Widerstand bestärken. Dass diese Aufgabe sehr gefährlich war, war ihm bewusst.

Es dauerte nicht lange, bis er auf der Schwarzen Liste der Nazis landete. Am 19. Januar 1942 ließen sie ihn in seinem Kloster verhaften. Es begann ein Leidensweg durch verschiedene Gefängnisse, der im KZ Dachau endete. Auf Geheiß des Lagerarztes wurde Titus Brandsma am 26. Juli 1942 von einer Krankenschwester mit einer Spritze ermordet - als "lebensunwertes Leben". Offiziell starb er an einem Darmkatarrh.

Preis der Weltunion der katholischen Presse

An seinem Todestag, einem Sonntag, wurde in allen Kirchen der Niederlande ein Hirtenbrief der Bischöfe verlesen. Sie protestierten darin gegen die Deportation ihrer jüdischen Mitbürger in die Todeslager im Osten. Die Nazis ordneten die Verhaftung aller Katholiken jüdischer Abstammung an. Am folgenden Donnerstag wurden auch die später heiliggesprochene Edith Stein und ihre Schwester Rosa verhaftet und bald darauf in Auschwitz ermordet.

In den Niederlanden wurde Titus Brandsmas Leben und Sterben intensiv gewürdigt. Es gibt zahlreiche Plätze und Kirchen, die nach ihm benannt sind. 1999 wurde er von einer Expertengruppe eines Rundfunkprogramms als der "bemerkenswerteste Katholik des 20. Jahrhunderts" ausgezeichnet; in Nijmegen wählte man Brandsma 2005 zum größten Einwohner der Stadt. An der dortigen Radboud-Universität gibt es ein Titus-Brandsma-Institut, das sich der Erforschung christlicher Spiritualität widmet.

In Würdigung seines Lebens und Sterbens verleiht die Weltunion der katholischen Presse (UCIP) seit 1992 einen nach ihm benannten Preis an Medienschaffende, die wegen ihres Engagements für eine wichtige menschliche oder christliche Sache bedroht oder verfolgt wurden

Quelle:
KNA