Thüringer haben mehr vom Papst als bislang geplant

Unverhoffte Zugabe

Verlängerung für Thüringen. Die Deutsche Bischofskonferenz bestätigte am Dienstag, worüber bereits spekuliert worden war: Papst Benedikt XVI. ist im September einen halben Tag länger im Freistaat zu Gast, als ursprünglich geplant. Benedikt XVI. habe dem vorgeschlagenen Programm zugestimmt, erklärte die Bischofskonferenz.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Rund 25 Stunden wird somit der erste Besuch eines Papstes in Thüringen dauern. Am 23. September soll Benedikt XVI. um 10.45 Uhr von Berlin kommend auf dem Erfurter Flughafen landen und von dort am folgenden Tag um 11.50 Uhr mit dem badischen Lahr als Ziel wieder starten. Dazwischen liegt - wie bei den anderen Stationen Berlin und Freiburg - ein dichtes Programm für einen dann 84-Jährigen.



Große Aufmerksamkeit dürfte sein Treffen mit den Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erlangen. Nach der offiziellen Begrüßung im katholischen Mariendom findet das ökumenische Spitzentreffen im heute evangelischen Augustinerkloster statt.



Schon seit DDR-Zeiten ist es eine anerkannte Lutherstätte, lebte doch der spätere Reformator dort zwischen 1505 und 1512 als Mönch. Man darf gespannt sein, welche Worte Benedikt XVI. für ihn finden wird. Eine offizielle Rehabilitierung Luthers, wie von manchem Protestanten erhofft, ist allerdings nicht zu erwarten. Mit dem erst jüngst abgeschlossenen Wiederaufbau der ausgebombten Bibliothek verfügt das Augustinerkloster nun über zusätzliche Säle, die sich für eine Begegnung eignen.



Offen ist noch, wie der Papst vom Mariendom zum Augustinerkloster am entgegengesetzten Ende der historischen Altstadt gelangt. Wenn dabei das "Papamobil" zum Einsatz kommt, dürften die Erfurter Benedikt XVI. entlang der mittelalterlichen Gassen so nahe kommen wie sonst nur wenige Augenzeugen der Papstvisite. Ganz anders verhält es sich bei der Etzelsbacher Wallfahrtskapelle im Eichsfeld, wo der Papst nach einer Ruhepause am späten Nachmittag mit dem Hubschrauber einschwebt.



Die Landemöglichkeit war außer der großen Freifläche für zehntausende Menschen wohl mit ein Grund für die Wahl dieser Pilgerstätte. Im Rahmen einer Marienandacht wird Benedikt XVI. dort wohl die Standhaftigkeit der Christen gegenüber dem SED-Regime würdigen, zumal sich das Eichsfeld dessen ideologischen Ansprüchen mit am stärksten verschloss.



Mit der zweistündigen Messe auf dem Erfurter Domplatz erreicht der Papstbesuch am Vormittag des 24. September seinen letzten Höhepunkt auf Thüringer Boden. Die Kulisse des Dombergs bietet einen imposanten Hintergrund, zudem ist das Kirchenoberhaupt auf der Zwischenterrasse der Domstufen auch ohne Großbildleinwände von den Teilnehmern gut zu erkennen. Der Ort ist überdies auch für die jüngere Geschichte Erfurts von Bedeutung. Zehntausende demonstrierten hier bei der friedlichen Revolution von 1989. Im Jahr 2002 trauerten die Menschen auf dem Platz um die Opfer des Amoklaufes am Gutenberg-Gymnasium. Und bis auf den heutigen Tag kommen hier die Katholiken zu Bistumswallfahrten zusammen.



Wo der Papst in Erfurt übernachtet, bleibt übrigens nun offiziell eines der letzten Geheimnisse seines Besuchs. Das Bistum Erfurt hält sich unter Hinweis auf Sicherheitserfordernisse bedeckt, alles spricht jedoch für das Priesterseminar der ostdeutschen Bistümer. Für Benedikt XVI. wäre es kein unbekannter Ort. Lange vor seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt war Joseph Ratzinger in den 60er und 70er Jahren mehrfach dort zu Gast - um Vorlesungen vor katholischen Theologiestudenten aus der ganzen DDR zu halten.