Thomas Hettche über "Totenberg"

Die Kraft des einzelnen Wortes

"Kirche hält sich frei von den üblichen Effektivitäts-Strategien unserer Gesellschaft und von den medialen Veräußerungen. Kirche definiert also immer noch Bereiche des Sakrosankten, und deswegen wird die Rolle der kirchlichen Stimme wieder wichtiger". Der Autor Thomas Hettche weiß, dass Literatur da "mit großen Ohren zuhört, wo die Stimme der Kirche laut wird, weil auch die Literatur sich für die Kraft des einzelnen Wortes verantwortlich fühlt und für die Möglichkeit, dass das einzelne Wort dem einzelnen Menschen aufgeht".

Thomas Hettche / © Stiftung Schloss Leuk/Andermatten
Thomas Hettche / © Stiftung Schloss Leuk/Andermatten

Im domradio.de Interview schwärmt Hettche weiter von seinen Besuchen im Kölner Dom. Immer wenn der Berliner Schriftsteller in Köln seinen Verlag Kiepenheuer und Witsch aufsucht, geht er zunächst in den Dom, der ihn an seine Kindheit erinnert. Mit seinem Vater besuchte er zum ersten Mal den Dom. Er war überwältigt von diesem Raum. Zwischen den Säulen erkannte er die Kühle und den Schimmer der silbrigen Buchenstämme seiner hessischen Heimat wieder. In seinem Buch "Totenberg" erzählt Hettche auch von diesem prägenden Kindheitserlebnis.  Nahezu epiphanisch tauchen in den zehn Essays, die eine Art Autobiografie in Begegnungen sind, Kindheitserinnerungen auf, die ihn schon als Kind haben fühlen lassen, dass sich etwas ändert, dass hier etwas deutlich und klar wird: Das Leben ist größer als das Ich und die Zeit und die Welt, in der wir sind. In seinem Buch Totenberg fragt Hettche, in was für einer Welt leben wir, wie wird einer Schriftsteller und gibt es in der Zukunft überhaupt noch Bücher.