Theologin sieht in der Verkehrswende eine christliche Pflicht

"Uns ist nur diese eine Erde anvertraut"

Zehn Tage lang ist die "Tour de Verkehrswende" mit Gesprächen, Aktionen und dem Anliegen durch NRW geradelt, Straßen gerechter zu gestalten. Für die Theologin Monika Schmelzer ist dies Teil des Auftrags zur Bewahrung der Schöpfung.

Autor/in:
Tim Helssen
Die Verkehrswende soll Städte ruhiger und grüner machen / © ANURAKE SINGTO-ON (shutterstock)
Die Verkehrswende soll Städte ruhiger und grüner machen / © ANURAKE SINGTO-ON ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was genau ist die "Tour de Verkehrswende"?

Dr. Monika Schmelzer (Bildungswerk der Erzdiözese Köln): Mit fünfzig Leuten sind wir in  vielen Etappen zehn Tage von Münster nach Köln unterwegs gewesen. Dabei haben wir Initiativen, Bürgerinnen und Bürger, Politiker und Vereine getroffen und mit vielen Leuten gesprochen, die den Straßenraum fairer verteilen wollen. 

Das Ganze ist organisiert von Changing City, einer Organisation, die sich für lebenswertere Städte einsetzt. Sie kritisiert, dass im Moment das Auto im Straßenraum dominiert. Wenn wir den Straßenraum besser verteilen würden, hätten Radfahrer mehr Entspannung, Fußgänger mehr Platz, der Straßenraum wäre für alle da und auch Anwohner hätten viel mehr Raum.

Den Städten würde das guttun, weil es leiser wäre, bessere Luft gäbe, mehr Grün gäbe und Menschen in jedem Alter sich besser bewegen könnten. Dafür haben wir zehn Tage lang an verschiedenen Orten demonstriert und sind mit fünfzig Leuten durch Nordrhein-Westfalen geradelt. 

Monika Schmelzer

"Es bewegt sich schon was"

DOMRADIO.DE: Sie haben diese ganzen Gespräche geführt. Wie ist Ihr Gefühl? Wird sich jetzt etwas bewegen? 

Schmelzer: Es bewegt sich schon was. Gestern waren wir zum Beispiel in Köln unterwegs und haben ganz toll organisierte  Kölner Verkehrsprojekte entdecken dürfen. Wir haben Schulstraßen gesehen, die für Autofahrer gesperrt sind, wenn die Kinder an der Schule ankommen und mittags wieder gehen, weil es ein Problem ist, dass so viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren wollen. Dadurch wird vor der Schule Verkehrschaos verursacht. Das ist gefährlich, weil die Situation für Kinder unübersichtlich wird. Dann finde ich die Fahrradspur auf den Ringen ganz großartig, die uns gestern vorgestellt wurde. Es gibt sogenannte Super-Veedel, in denen sich Leute vor Ort dafür engagieren, dass ihr Veedel lebenswerter ist. Es soll nicht nur ein Parkplatz sein, oder eine Durchgangsstraße sein, sondern ein Raum für alle Bürger. 

Für uns ist das die Bewahrung der Schöpfung. Ich als Christin glaube, dass uns nur diese eine Erde anvertraut wurde und wir gut mit ihr umgehen müssen. Wir wissen alle, dass es mit dem Klimawandel eine schwierige Situation ist. Deshalb möchten wir diese Verkehrswende. Wir möchten den Autos weniger Raum in der Stadt geben und dafür allen anderen Verkehrsteilnehmern mehr. 

Monika Schmelzer

"Die Verkehrswende ist wichtig, um diese Erde, die wir von Gott anvertraut bekommen haben, zu bewahren"

DOMRADIO.DE: Vor dem Kölner Dom gab es eine Abschlusskundgebung ihrer Demonstration. Was haben Sie den Menschen da mitgegeben?

Schmelzer: Bei der Kundgebung hat Matilda Franz von dem ökumenischen Netzwerk "Eine Erde" gesprochen und aus einer christlichen Sicht erklärt, inwiefern eine Verkehrswende wichtig ist, um diese Erde, die wir von Gott anvertraut bekommen haben zu bewahren, zu schützen. 

DOMRADIO.DE: Warum ist diese Verkehrswende aus christlicher Sicht denn so wichtig? 

Schmelzer: Ich empfehle die Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus zu lesen, die gerade ihr zehnjähriges Jubiläum feierte. Darin hat Papst Franziskus mit einem großen Donnerschlag geschrieben, wie wichtig es ist, dass wir uns in unterschiedlichsten Bereichen für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Darin schreibt er unter Anderem, dass jede und jeder zu einer ökologischen Umkehr aufgerufen ist und wir ein Gespräch brauchen, das uns alle zusammenführt. Weil die Herausforderungen der Umweltsituation, die wir erleben, uns alle betreffen. Diese Gespräche haben wir nun geführt und wollen sie nun mit verschiedenen Kölner Initiativen noch weiter vertiefen. 

Das Interview führte Tim Helssen. 

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR

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