Theologin Käßmann plädiert für mehr Offenheit beim Thema Tod

"Sterben ist so individuell wie eine Geburt"

"Ich bin auf alles vorbereitet", sagt die evangelische Theologin Margot Käßmann mit Blick auf das Sterben. In einem Bericht spricht sie über eigene Vorkehrungen für den Tod und hat Forderungen an die Gesellschaft.

Margot Käßmann / © Harald Oppitz (KNA)
Margot Käßmann / © Harald Oppitz ( KNA )

In der Gesellschaft sollte nach Worten der evangelischen Theologin Margot Käßmann (67) mehr über das Sterben gesprochen werden. 

"Die wenigsten tun das, weil sie Angst davor haben. Aber der Tod kommt. Jedes Sterben ist so individuell wie eine Geburt. Mein Tipp an alle: Denkt mal darüber nach, wie es sein soll", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland der "Bild am Sonntag". Sie selbst habe keine Angst vor dem Tod. "Ich bin auf alles vorbereitet."

Käßmann hat Vorkehrungen im Fall ihres Todes getroffen

Sie habe ihren Beerdigungsgottesdienst geplant und ihren Kindern einen Brief geschrieben, in dem stehe, was alles zu tun sei. Andere Vorkehrungen habe sie in einer Mappe hinterlegt, damit niemand mehr lange überlegen müsse. 

Käßmann sagte, sie könne sich vorstellen, in einem Hospiz zu sterben. "Dort wirst du ganz in Ruhe und gut versorgt, damit du die letzte Etappe gehen kannst."

Käßmann kann sich nach eigenem Bekunden eine traditionelle Sargbestattung vorstellen. "Ich mag Friedhöfe. Ich finde, wir brauchen sie. Friedhöfe sind Orte des Friedens, Orte der Erinnerung. Ich empfinde dieses anonyme Ascheverstreuen als furchtbar traurig."

Das Stichwort: Friedhofskultur

Die Friedhofskultur in Deutschland ist seit 2020 "immaterielles Kulturerbe". Auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission beschloss die Kultusministerkonferenz im März 2020 die Aufnahme in das bundesweite Kulturerbe-Verzeichnis.

Das immaterielle Erbe Friedhofskultur bezieht sich dabei "auf das, was Menschen auf dem Friedhof tun - trauern, erinnern und gedenken" sowie auf das Gestalten, Pflegen und Bewahren. Es sind also nicht die Friedhöfe selbst, die zum Unesco-Welterbe ernannt wurden, das wäre quasi materielles Erbe.

Friedhof im Frühling / © Harald Oppitz (KNA)
Friedhof im Frühling / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA