Theologie nach der Entflechtung von Christentum und Religion

Der verwechselbare Gott

 (DR)

Thomas Ruster geht in seinem Buch "Der verwechselbare Gott" auf die Suche nach dem unterscheidbar Anderen des jüdisch-christlichen Gottesbildes. In der zweitausendjährigen "Rezeptionsgeschichte" dieses seiner heidnischen Umwelt oft fremden Gottesbildes lassen sich immer wieder Strömungen entdecken, die diesen Gott zu einem vertrauten, sich den jeweiligen Denkmustern und gesellschaftlichen Verhältnissen einpassenden Gott machen wollen (Justin, der Märtyrer; Anselm von Canterbury; Thomas von Aquin). So wird Gott adaptiert an "Religion", die dazu dient, Realität zu erklären, zu bejahen und auszuhalten und schließlich zu einer "Form der Anerkennung der alles bestimmenden Wirklichkeit" (S. 192) wird.
Richtig verstandenes "Christentum " ist in diesem Sinne nicht Religion, sondern wirft so verstandener Religion vor, Götzendienst zu sein. Christliches Denken und Empfinden bleibt sich des fremden Gottes bewusst (1. Petrusbrief; Pascal; Marcion; Luther). Christentum "legitimiert nicht die bestehende Ordnung, sondern zieht sie in einen grundlegenden Zweifel." Es "stiftet nicht zu Vertrauen auf das Gegebene an, sondern zu Misstrauen" (S. 85). Der fremde Gott (JHWH; Jesus) führt die ihm Vertrauenden aus der Religion heraus in eine neue Wirklichkeit.
Somit wird Rusters Buch trotz seiner klar sachlichen und am untersuchten Gegenstand bleibenden Diktion zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für den jüdisch-christlichen Gott mit seiner die Realität verändernden Kraft.