Theologen "bestürzt" über Rehabilitierung von Traditionalisten

"Beschädigt die Glaubwürdigkeit der Kirche"

23 katholische Theologen der Universität Münster haben die Rücknahme der Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen durch den Vatikan kritisiert. Sie seien "bestürzt" darüber, dass gerade Bischöfe, die Grundsätze des Zweiten Vatikanischen Konzils "und damit zentrale Inhalte der kirchlichen Lehre" ablehnten, rehabilitiert würden, erklärten die 23 aktiven und ehemaligen Professoren der Katholisch-Theologischen Fakultät am Mittwoch in Münster. Der Vorgang beschädige die Glaubwürdigkeit der Kirche.

 (DR)

Die Tatsache, dass die Priesterbruderschaft Pius X. auch nach Aufhebung der Exkommunikation wichtige Teile des Konzils ablehne, verschlimmere die Situation, so die Theologen. Zu den Unterzeichnern gehören Antonio Autiero, Giancarlo Collet, Klaus Lüdicke, Johann Baptist Metz und Erich Zenger.

Die Professoren bezeichnen es als ein «Ärgernis», dass eine verbale Distanzierung von den Äußerungen des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson bislang die einzige Reaktion des Vatikan sei.  Williamson hatte öffentlich den Holocaust geleugnet. Papst Benedikt XVI. hatte ihn und drei weitere Traditionalisten-Bischöfe, die seit 1988 exkommuniziert waren, am Wochenende rehabilitiert. Ein Bischof, der die historische Wahrheit verfälsche und damit ein in Deutschland strafrechtliches Delikt begehe, dürfe nicht rehabilitiert werden, so die Theologen. Er müsse vielmehr «in die Schranken gewiesen werden».

Beide Vorgänge seien aber grundsätzlich voneinander zu trennen, so die Professoren. Presseberichte, die nahe legten, der Papst habe einen Holocaust-Leugner rehabilitiert, stellten «einen Zusammenhang her, der so nicht intendiert war, auch wenn die Aussage sachlich stimmt». Die Unterzeichner der Erklärung würdigen auch das Bemühen des Papstes um Einheit der Kirche. «Das Verständnis vom Petrusamt als Dienst an der kirchlichen Einheit, das der Theologe Joseph Ratzinger stets vertreten hat, kommt hier zum Ausdruck.»

Zugleich beklagen die Theologen eine Bevorzugung der Traditionalisten. Wäre eine Großzügigkeit, wie sie die Priesterbruderschaft erfahre habe, gegenüber anderen angewandt worden, «die wegen ihres Verhaltens oder ihrer Lehre nicht mehr in der kirchlichen Gemeinschaft stehen, dann hätten viele Trennungen und Schismen wieder geheilt werden können».