Theologe Zulehner fordert vom Papst klare Worte

Papst muss aufrütteln, nicht allen gefallen

Kritik, Charisma, klare Worte: Theologe Paul Zulehner fordert von Papst Leo XIV. Unbequemes - und lobt sein Auftreten als moralische Stimme. Warum zu viel Harmonie für Päpste kein Ziel sein darf.

Papst Leo XIV. und US-Vizepräsident J.D. Vance am 19. Mai 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. und US-Vizepräsident J.D. Vance am 19. Mai 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Ein Papst kann es nicht allen Recht machen - er muss irritieren, findet der österreichische Theologe Paul Zulehner. Im Rahmen der ORF-TV-Übertragung der Messe zur Amtseinführung von Papst Leo XIV. sagte Zulehner am Sonntag: "Ich fände das wirklich sehr gut, wenn er auch ein bisschen aufrüttelt und aufstört und Widerspruch erleidet." 

Paul Zulehner, Pastoraltheologe, in seinem Haus in Wien / © Lukas Ilgner (KNA)
Paul Zulehner, Pastoraltheologe, in seinem Haus in Wien / © Lukas Ilgner ( KNA )

Päpste, die nicht prophetisch seien, würden zwar von allen Applaus erhalten, aber im Grunde ihren Dienst verraten, so der Theologe. "Ein Papst, der nur Freunde hat und nicht auch Feinde, der hat sein Amt verfehlt." Er erläuterte, auf Papst Leo XIV. würden wie auf eine Projektionswand allerhand Erwartungen aus verschiedenen Richtungen von Kirche und Politik projiziert, die dieser unmöglich alle erfüllen könne. 

"Guter Kommunikator"

Seine Einschätzung: "Er wird seinen Beitrag leisten, so gut er kann, als moralische Autorität in der Welt." Zulehner ergänzte: "Er kann die Herzen der Politiker und die Herzen der Menschen bewegen" - weitere Schritte müssten diese dann aber selbst setzen.

Leo XIV. sei allem Anschein nach ein guter Kommunikator, sagte Zulehner. "Aus seinem bisherigen Arbeitsumfeld heißt es: Er kann sehr gut zuhören, er urteilt nicht, sondern er spricht authentisch zu den Menschen." Leo sei eine andere Persönlichkeit als Franziskus.

Gleichzeitig kritisiere der neue Papst wie sein Vorgänger eine ungerechte Wirtschaft - und das bereits in seinen ersten Wortmeldungen. So habe er in seiner Predigt bei der Amtseinführung ausdrücklich die Folgen eines Wirtschaftsmodells beklagt, "das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt".

Quelle:
KNA