Die Wahl des US-Amerikaners Leo XIV. zum Papst ist nach den Worten des in den USA lehrenden Theologen Massimo Faggioli auch eine Botschaft an die Politik der Supermacht.
Mit der Entscheidung für einen "panamerikanischen Papst" habe das Konklave indirekt auf die Linie von US-Präsident Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance reagiert, die das Land "zum Gott des 'Make America Great Again'" bekehren wollten, sagte der Italiener der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA, Samstag).

Zugleich distanziere sich Leo XIV. aber auch vom progressiven Kurs der Demokratischen Partei. In den USA errege die Wahl von Robert Francis Pevost, dem ersten US-Amerikaners im Papstamt, einiges Aufsehen, so der Professor am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Villanova University (Philadelphia).
Es sei aber schwer zu sagen, wie Leo XIV. die Ausrichtung der dortigen katholischen Kirche beeinflussen werde, die sich in einem "flüssigen Schisma", also einer Art Kirchenspaltung zwischen Konservativen und Reformern befinde.
In Fragen der Lehre und bei Streitthemen wie Abtreibung oder Homo-Ehe ist der neue Papst nach Faggiolis Worten "sicherlich kein Liberaler, doch in der Frage der Migration herrscht selbst unter den Bischöfen Einigkeit".
Bischöfe uneins über Trump-Regierung
Die US-Bischöfe sind nach Aussage Faggiolis uneins über den Umgang mit der Trump-Regierung. "In diesem Zusammenhang werden die verschiedenen Botschaften, die Papst Leo senden wird, für die US-Bischöfe wichtig sein, um zu verstehen, wie sie sich nun verhalten sollen, da es im Vatikan nun einen in den USA geborenen Papst gibt."
"Es wird sicherlich einen 'Leo-Effekt' auf den US-Katholizismus geben", so Faggioli weiter. Als wichtiges Signal sieht er die in den kommenden Monaten anstehende Wahl des neuen Präsidenten der US-Bischofskonferenz. Dann sei die Frage, wer den konservativ orientierten Erzbischof Timothy Broglio ablösen wird.
"Man kann davon ausgehen, dass Prevost den US-Bischöfen gegenüber eine ganz andere Haltung einnehmen wird als Franziskus. Es wird schwieriger sein, diese zu ignorieren, sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite."