Theologe sieht Versagen bei Caritas und Diakonie in Pandemie

 (DR)

Der Soziologe und evangelische Theologe Reimer Gronemeyer sieht bei den großen kirchlichen Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie ein Versagen in der Corona-Pandemie. Sie hätten die Abschottung von Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern mitgestützt und organisatorisch mitgetragen und damit "zunächst jedenfalls deutlich versagt", sagte Gronemeyer am Sonntag dem Deutschlandfunk. "Wir wissen inzwischen, dass viele Menschen, gerade solche mit Demenz, kaputtgegangen sind daran, dass ihre Töchter oder Söhne sie nicht besuchen konnten."

Er wolle nicht besserwisserisch auftreten oder Schuldvorwürfe machen, erklärte Gronemeyer. Auch er selbst habe wie andere nicht gesehen, "dass der soziale Tod oder die soziale Isolation mit Krankheitsfolge mindestens ebenso dramatisch ist wie die Angst vor dem Virus, die dazu geführt hat, dass man die Alten weggeschlossen hat". Das sei ein großer Fehler gewesen, sagte der Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. (KNA, 25.10.2020)