Theologe Sellmann wirbt für Neudenken des Bischofsamts

Kritik am Tonfall

Der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann hält es für geboten, das Bischofsamt in der katholischen Kirche neu zu denken. Im Blick auf die Erfahrungen während des Synodalen Wegs mahnt er mehr Begegnungen auf Augenhöhe an.

Matthias Sellmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Matthias Sellmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Flehentlich geäußerte Bitten an Bischöfe, die dann großzügig gewährt werden, das kann nicht das Bischofsamt des 21. Jahrhunderts sein", sagte Sellmann am Samstag in Würzburg. Allein schon am Tonfall mancher Beiträge sei während der Reformdebatte Synodaler Weg deutlich geworden, dass Bischöfe und Laien sich noch nicht auf Augenhöhe begegnet seien.

Weiterentwicklung der Synodalität im Blick

Die Göttinger Politikwissenschaftlerin Tine Stein sagte, es gelte, das Konzept der Synodalität im Austausch zwischen Theologen, Historikern und Sozialwissenschaftlern weiterzuentwickeln. Der Würzburger Fundamentaltheologe Matthias Remenyi sagte, Synodalität sei "vielleicht die einzige Chance", dass Kirche noch eine Zukunft habe. Von außen betrachtet, sei die katholische Kirche eine absolutistische Monarchie. Theologisch seien Bischofs- und Papstamt aber anders gedacht. Synodalität dürfe aber nicht so gestaltet werden, dass Beteiligung nur simuliert werde. Placebo-Effekte müssten unbedingt vermieden werden.

Große Unterschiede in der Welt bei Synodalität

Die aus Puerto Rico zugeschaltete Ordensfrau und Theologin Birgit Weiler sagte, im Amazonasgebiet verfügten viele Ortskirchen über langjährige praktische Erfahrung mit Synodalität. In anderen Regionen Lateinamerikas sei dies kaum ausgeprägt. Es könne aber nicht sein, dass dies ins Belieben des jeweiligen Pfarrers oder Bischofs gestellt sei. "Synodale Strukturen müssen verpflichtend sein für alle", sagte Weiler und forderte Änderungen im Kirchenrecht.

Der australische Politologe John Warhurst sagte, nach seiner Erfahrung im australischen Plenarkonzil sei Synodalität kein gemeinsames Unterwegssein mit den Bischöfen, sondern eher ein Ringkampf.

Die Wissenschaftler äußerten sich zum Abschluss der Tagung "Synode als Chance" in der Würzburger Domschule. 

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA