Theologe ruft Christen zur Akzeptanz von Gewalt auf

"Gewalt hat nicht das letzte Wort"

Christen sollten nach Worten des Theologen Bernhard Koch in der Lage sein, Gewalt auch akzeptieren zu können. Außerdem warnte Koch vor einer Feindschaft mit Russland und kritisierte und lobte Bundesverteidigungsminister Pistorius.

Ein ukrainischer Militärseelsorger spricht mit einem verletzten ukrainischen Soldaten / © Ben Birchall (dpa)
Ein ukrainischer Militärseelsorger spricht mit einem verletzten ukrainischen Soldaten / © Ben Birchall ( dpa )

"Wir können hinnehmen, dass Gewalt vordergründig siegt - auch wenn das sehr schwerfällt", sagte der Friedensforscher Bernhard Koch vom Institut für Theologie und Frieden in Hamburg im Interview dem Portal kirche-und-leben.de. Gleichzeitig fügte er an: "Wir können das, weil wir als Christen wissen, dass Gewalt nicht das letzte Wort hat."

Es sei wichtig, weiter an der Vermittlung von Frieden und Versöhnung festzuhalten, betonte Koch. Selbst mit Russland dürfe es trotz des Angriffs auf die Ukraine nicht zu so einer Feindschaft kommen, "dass keine Brücken mehr möglich sind - auch wenn das derzeit fast aussichtslos scheint". In Russland lebten ebenfalls Christen, "die unter demselben Anspruch stehen wie wir".

Wer soll "kriegstüchtig" werden?

Kritisch sieht der ehemalige Lehrbeauftragte der Bundeswehr-Universität in Hamburg die von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gewählte Formulierung, dass Deutschland "kriegstüchtig" werden müsse. Zwar sei die Einschätzung zur Verteidigungsfähigkeit grundsätzlich richtig.

"Es ist aber zu klären, was 'Deutschland' hier bedeutet - den Staat, die Gesellschaft, die Bevölkerung, das Militär? Nur Letzteres wäre zu wenig", erklärte der Theologe. Es müsse gefragt werden, ob in der deutschen Gesellschaft noch genug Gemeinsinn vorhanden ist, um Verantwortung für die Verteidigungsfähigkeit zu übernehmen. "Verteidigungsbereitschaft erfordert ja auch emotionale Bindung."

Quelle:
KNA