Theologe plädiert für Versöhnung zwischen Kirche und Freimaurern

Nicht alle Freimaurer waren Gegner der Kirche

Seit den Anfängen der Freimaurerei ist ihr Verhältnis zur Kirche gespannt - bis heute. Nach intensiven Forschungen sagt ein Experte: Beide Seiten sind verpflichtet, historische Missverständnisse auszuräumen.

Symbolbild Freimaurer Stempel / © Angel Soler Gollonet (shutterstock)
Symbolbild Freimaurer Stempel / © Angel Soler Gollonet ( shutterstock )

Nicht immer gab es Konflikte zwischen der Kirche und den Freimaurern, sagt ein Experte. Im 18. und 19. Jahrhundert habe es auch viele Priester, Mönche, Äbte, Bischöfe und sogar Kardinäle gegeben, die selbst Mitglied einer Freimaurerloge waren, erklärte der katholische Priester und Theologe Michael Heinrich Weninger in einem Interview mit dem kroatischen Magazin "Express" am Dienstag. 

Das Problem sei, so Weninger, dass es in Italien mehrere unterschiedliche Freimaurer-Großlogen gebe, von denen einige zum Dialog mit der Kirche bereit seien, andere aber aktiv gegen sie arbeiteten. Auch der Kirche habe es an Differenzierung gefehlt, so der Theologe. Jahrhundertelang habe sie die Freimaurerei als Einheit betrachtet, anstatt die verschiedenen Traditionen innerhalb der Gemeinschaft anzuerkennen.

Fehler von beiden Seiten

Weninger ist ehemaliger österreichischer Diplomat, der nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2011 vom inzwischen emeritierten Wiener Kardinal Christoph Schönborn zum Priester geweiht wurde. Der Theologe hat zu diesem Thema geforscht und sich in seiner 2019 von der Päpstlichen Universität Gregoriana veröffentlichten Dissertation für die Versöhnung von Kirche und regulärer Freimaurerei ausgesprochen.

Beide Seiten hätten in der Vergangenheit Fehler gemacht. "Auf der einen Seite haben einige Freimaurer Katholiken verfolgt, auf der anderen Seite hat die Kirche unschuldige Freimaurer inhaftiert und exkommuniziert", also aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen, so der Experte. Daraus ergebe sich für beide Seiten die moralische Verpflichtung, historische Missverständnisse aufzuklären und eine Versöhnung anzustreben.

Kirche hält an Unvereinbarkeit fest

Im Laufe der Zeit sei man sich jedoch innerhalb der Kirche bewusst geworden, dass es nicht nur Logen gebe, die im Widerspruch zur Kirche stünden, sondern auch andere, die deren moralische Werte teilten, so der Experte. "Heute wird diese Vielfalt zunehmend anerkannt, aber die historische Wahrnehmung der Freimaurerei als Bedrohung für die Kirche ist immer noch präsent."

Die offizielle Linie der Kirche betont weiterhin die Unvereinbarkeit zwischen der katholischen Lehre und der Freimaurerei. Der Chef der vatikanischen Glaubensbehörde, Kardinal Victor Manuel Fernandez, hatte Ende 2023 ein Dokument unterzeichnet, in dem er die kirchliche Ablehnung der Freimaurerei bekräftigte, die zuletzt 1983 in einer Erklärung der Glaubensbehörde, damals unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger, festgelegt worden war.

 

Quelle:
KNA