Theologe: Parteien mit "C" an christliche Ethik erinnern

Kernbotschaft bleibt gültig

Wie moralisch darf und muss die Politik sein? Der katholische Theologe Karl-Josef Kuschel meint: "Es ist nicht zu viel Moral. Im Gegenteil". Die christliche Kernbotschaft sei ein Gegenpol zum zynischen Weltbild.

Gedenkgottesdienst für Heiner Geißler / © Tobias Schwarz (dpa)
Gedenkgottesdienst für Heiner Geißler / © Tobias Schwarz ( dpa )

Aus der Sicht des katholischen Theologen Karl-Josef Kuschel wird nicht zu viel moralisiert in der Politik und im öffentlichen Diskurs. "Es ist nicht zu viel Moral. Im Gegenteil", sagte Kuschel im Deutschlandfunk. "Man darf ja wohl eine christliche Partei, die wir in diesem Land glücklicherweise noch haben, die das Christliche im Programm hat, daran erinnern, was die Grundmaximen christlicher Ethik sind!"

Zu diesen Maximen zählt der Theologe etwa die Bergpredigt und die Appelle Jesu an die Barmherzigkeit. Denn dieser frage die Menschen nicht: "Warst du in der richtigen Religion, sondern: Was sind die Werke der Barmherzigkeit. Was du dem Geringsten meiner Brüder getan hast, das habt ihr mir getan. Das bleibt der Orientierungspunkt."

Gegenpol zu zynischem Weltbild

Er sei froh, so Kuschel weiter, wenn in den zum Teil heftigen aktuellen Debatten "einige noch daran erinnern, was die Kernbotschaft des Christlichen ist. Diese Kernbotschaft bleibt, ist zeitübergreifend gültig, muss aber in eine jeweils neue Situation übersetzt werden." Dies sei ein wichtiger Gegenpol "gegenüber einem zynischen Weltbild, einem Un-Menschenbild, das sich um Moral nicht schert und immer meint, das Realitätsprinzip gegen die Ideale ins Spiel bringen zu müssen".

Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio hatte den Kirchen vor kurzem eine "Hypermoralisierung" vorgeworfen, insbesondere in den Debatten über die Flüchtlingspolitik. Stattdessen müsse es sachliche Diskussionen geben über die Frage, wie viele Menschen ins Land gelassen werden könnten.

Migrationsproblem durch Moralisieren nicht lösbar

Auch der Dresdener Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt hatte betont, das Migrationsproblem sei nach dem Motto "Wir schaffen das schon" und durch Moralisieren nicht zu lösen. Das Argument, dass es zur Aufnahme der Flüchtlinge keine Alternative gebe, weil sie nun einmal da seien, führe zu einer Selbstaufgabe. Patzelt und Di Fabio hatten sich beim Buß- und Bettagsgespräch des Instituts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg geäußert.


Quelle:
KNA