Theologe kritisiert Appelle zur "Bewahrung der Schöpfung"

"Letzlich Gottes Sache"

Mit Blick auf kirchliche Appelle zur "Bewahrung der Schöpfung" hat Ulrich Körtner vor moralischer Überforderung gewarnt. "Die Bewahrung sowie die Erlösung der Schöpfung sind letztlich Gottes Sache", betonte der evangelische Theologe.

Autor/in:
Urs Mundt
Symbolbild Umweltschutz / © simona pilolla 2 (shutterstock)
Symbolbild Umweltschutz / © simona pilolla 2 ( shutterstock )

Der achtsame Umgang des Menschen mit der Erde und ihrer Biosphäre sei zwar unbedingt gefordert, sagte Körtner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er könne jedoch allenfalls als Beitrag zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen verstanden werden.

Ulrich Körtner / © Gion Pfander (epd)
Ulrich Körtner / © Gion Pfander ( epd )

Zu kritisieren sei die Tendenz kirchlicher Appelle, den Glauben an Gott den Schöpfer auf moralische oder umweltpolitische Appelle zu reduzieren, so der Wiener Theologe weiter.

Garten Eden bewahren

In kirchlichen Stellungnahmen werde die Bewahrung der Schöpfung allzu oft mit dem Auftrag in Genesis 2,15 gleichgesetzt, den Garten Eden zu bewahren. "Ein Garten ist ein Stück Kulturland, welches auch dann ein begrenzter Teil der gesamten Schöpfung bleibt, wenn der Mensch durch seine Kulturleistung die Grenzen dieses Raumes ausdehnt", sagte der Wiener Theologieprofessor.

Bäume pflanzen für die Umwelt / © A3pfamily (shutterstock)
Bäume pflanzen für die Umwelt / © A3pfamily ( shutterstock )

Wenn überhaupt von einem menschlichen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung geredet werden solle, "so besteht er im Anschluss an Genesis 2,15 daran, die Natur auf unserem Planeten nicht um ihrer selbst willen, sondern als von Menschen gestalteten Lebensraum zu erhalten." Es wäre aber "vermessen, den Auftrag aus Genesis 2,15 als Auftrag zur Erhaltung des Kosmos zu deuten".

Am Tag der Schöpfung, der von den christlichen Kirchen traditionell Anfang September begangen wird, hatten sich Kirchenobere in Deutschland und weltweit mit Appellen für Umwelt- und Klimaschutz an die Menschen gerichtet. So rief die Schöpfungsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kristina Kühnbaum-Schmidt, dazu auf, "achtsam mit unserer Mitschöpfung umzugehen und sie für kommende Generationen zu erhalten".

Achtung der Unversehrtheit der Schöpfung im Katechismus

Das siebte Gebot verlangt auch, die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten. Tiere, Pflanzen und leblose Wesen sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt [Vgl. Gen 1,28-31]. Die Bodenschätze, die Pflanzen und die Tiere der Welt dürfen nicht ohne Rücksicht auf sittliche Forderungen genutzt werden.

Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind (shutterstock)
Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind ( shutterstock )
Quelle:
epd