Theologe Köster analysiert Gründe für Kirchenaustritte

Vielfalt an Motiven

Es gibt nicht nur einen Grund für den Mitgliederrückgang in der katholischen Kirche in Deutschland. Der Theologe Norbert Köster erläutert weitere Ursachen und Konsequenzen dieses Trends. Einer davon ist auch finanzieller Natur.

Symbolbild Kirchenaustritt / © Katharina Gebauer (KNA)
Symbolbild Kirchenaustritt / © Katharina Gebauer ( KNA )

Der Theologe Norbert Köster sieht den Mitgliederrückgang in der katholischen Kirche in Deutschland vor allem durch finanzielle Gründe sowie Veränderungen in der individuellen Lebenswelt verursacht. 

Prof. Dr. Norbert Köster (privat)
Prof. Dr. Norbert Köster / ( privat )

Köster, selbst katholischer Priester, berichtet in einer neuen Ausgabe des Podcasts "Umdenken" der Universität Münster von seinen Erfahrungen auf seiner ersten Kaplanstelle. Dort habe er über einen Zeitraum von vier Jahren alle Menschen besucht, die aus der Kirche ausgetreten waren. "Ich habe die riesige Vielfalt der Motive entdeckt, die dahinterstanden“, sagte der Theologe.

Kirchenein- und Austritt / © FrankHH (shutterstock)

Auf die Missbrauchsskandale als weiteren Grund für Kirchenaustritte angesprochen, erklärte Köster, es gehe dabei nicht nur um gescheiterte Lebensgeschichten jener, die nicht mit ihrer Sexualität fertig geworden sind, sondern auch um strukturelle Probleme innerhalb der Kirche, wie die Forschung gezeigt habe – darunter auch zuletzt die Studie in Münster. "Das hat eine massive Distanzierung auch der Gläubigen, selbst derjenigen, die noch zur Kirche gingen, ausgelöst, die jetzt gesagt haben, in moralischer Hinsicht ist die Kirche für mich überhaupt kein Maßstab mehr."

Schlechter Ruf international

Diese Entwicklung führe unter anderem dazu, dass vor allem Bildungseinrichtungen auf Dauer nicht mehr finanzierbar seien, prognostizierte der Theologe. Das Bistum Münster jedenfalls werde künftig viele Angebote zurückziehen müssen – "das wird so nicht weitergehen", betont Köster. Köster war von 2016 bis 2018 Generalvikar im Bistum Münster.

Auch international habe die Kirche in Deutschland laut dem Theologen einen schlechten Ruf. "Die deutsche Kirche gilt als die oberreiche Kirche, dann aufgrund der starken theologischen Tradition als eine arrogante Kirche, die dem Rest der Welt erklären will, wie sie ist", so Köster weiter. Im Vatikan gelte sie mitunter als "protestantisch verseucht". Gleichwohl aber erkennt er Reformbemühungen innerhalb der Kirche.

Kirchenstatistik 2024

Am 27. März 2025 haben die Deutsche Bischofskonferenz und die 27 (Erz- )Diözesen der katholischen Kirche in Deutschland die Kirchenstatistik für das Jahr 2024 veröffentlicht. Dabei handelt es sich um vorläufige Zahlen, die noch geringe Abweichungen erfahren können. In Deutschland machen die Katholiken 23,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (19.769.237 Kirchenmitglieder).

Kirchturm hinter Bäumen / © Harald Oppitz (KNA)
Kirchturm hinter Bäumen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA