Theologe Huber würdigt Dietrich Bonhoeffer

 (DR)

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat den am 9. April 1945 ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer als wichtigen Berater des Widerstands gegen das NS-Regime und Vordenker von erstaunlicher Aktualität gewürdigt. "Das Aufregende ist, dass Bonhoeffer schon im April 1933, nach den ersten Aktionen des NS-Regimes gegen Juden, davon überzeugt war, dass Widerstand gegen Hitler notwendig sei", sagte Huber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag).

Zunächst habe Bonhoeffer auf gewaltlosen Widerstand gesetzt. "Er wollte dafür sogar nach Indien zu Mahatma Gandhi fahren, um Genaueres von dessen Spiritualität und Inspiration zu lernen. Mit dem Fortschreiten der Diktatur in Deutschland gelangte Bonhoeffer dann
aber zu der Überzeugung, dass Gewaltfreiheit nichts mehr bewirken würde", so Huber.

Als wichtigstes Vermächtnis Bonhoeffers nannte Huber neben dem Gedanken einer der Welt verpflichteten Diesseitigkeit des Christentums eine in der Zeit der Konspiration entworfene Ethik. Mit ihrem Leitbegriff einer verantworteten Freiheit sei sie "von erstaunlicher Aktualität bis hin zur aktuellen Corona-Krise", so Huber. "Mit ihr können wir dann am ehesten umgehen, wenn wir von unserer Freiheit in verantwortlicher Weise Gebrauch machen." (KNA/8.4.2020)