Theologe fordert zügige Umsetzung von Segensfeiern

Kann zum Nachdenken der katholischen Welt führen

Der Erfurter Theologe Benedikt Kranemann dringt auf die Einführung von katholischen Segensfeiern für gleichgeschlechtliche oder wiederverheiratete Paare. Die Kirche müsse zeigen, wie wichtig es ihr mit der Umkehr ist.

Segnungsfeier für Homosexuelle / © Melanie Lemahieu (shutterstock)
Segnungsfeier für Homosexuelle / © Melanie Lemahieu ( shutterstock )

"Nachdem beim Synodalen Weg sehr lange und sehr intensiv theologisch und praxisbezogen auf hohem Niveau um diese Fragen gerungen worden ist, darf man jetzt mit Souveränität dran gehen, diese Feiern offiziell zu einer Liturgie der Kirche zu machen", sagte er in einem Interview des Portals katholisch.de (Montag). Der Reformdialog Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland hatte sich für solche Feiern ausgesprochen, wenn Paare keine kirchliche Ehe eingehen können oder wollen.

Prof. Benedikt Kranemann / © Harald Oppitz (KNA)
Prof. Benedikt Kranemann / © Harald Oppitz ( KNA )

Kranemann betonte, es seien unterschiedliche Situationen und Feiern, "wenn nicht Mann und Frau vorne in der Kirche stehen, sondern zwei Frauen oder zwei Männer". Deshalb müsse es im Segensgebet und in weiteren Gebeten für solche Paare passende biblische Bilder und Formulierungen geben. Die Texte müssten konsequent auf die Situation dieser Paare eingehen.

Segnung unterscheidet sich von Trauung

"Ich möchte aber sehr davor warnen, diese Feiern vor allen Dingen unter dem Aspekt zu gestalten, wie sie sich von der Trauung unterscheiden", so der Gottesdienst-Experte. Er wandte sich gegen Formulierungen und Handlungen, die den Paaren zeigten, dass ihre Partnerschaft nicht dem entspreche, was "eigentlich" und als "normal" gewollt sei.

Solche Abgrenzungsversuche würfen die Frage auf, "wie ernst es der Kirche mit ihrer Umkehr und dem Miteinander mit ihren gleichgeschlechtlichen Glaubensgeschwistern wirklich ist". Entscheidend sei, eine gottesdienstliche Form zu finden, "die den Menschen, ihrer Lebenssituation und ihrem Glauben gerecht wird".

Mit Blick auf Kritik aus Rom oder aus Kirchen anderer Weltregionen rief der Liturgiewissenschaftler zum Dialog auf. "Man wird immer wieder erklären müssen, was diese Feiern bedeuten. Man wird dafür gewinnen müssen", so der Professor an Erfurts Katholisch-Theologischer Fakultät. "Aber wenn sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Belgien, Österreich oder in Teilen der Schweiz solche Feiern entwickeln, bin ich optimistisch, dass das zu einem Nachdenken in der katholischen Welt führt und dass man nach und nach weite Teile der Kirche insgesamt mitnehmen kann."

Quelle:
KNA