Nach Recherchen des Kinderhilfswerks gab es in der ersten Hälfte dieses Jahres bundesweit insgesamt 16 Fälle von tot aufgefundenen Neugeborenen beziehungsweise Lebendaussetzungen mit Todesfolge. Im gesamten Jahr 2006 seien es 34 gewesen, im Jahr davor sogar nur 31. Die Zahlen der vorangegangenen Jahre 1999 (34), 2000 (28), 2001 (31), 2002 (35), 2003 (43) und 2004 (34) belegen demnach ebenfalls keinen nennenswerten Rückgang durch die Einrichtung von Babyklappen. Auch in Städten wie Hamburg, Berlin oder Köln, wo es gleich mehrere dieser Einrichtungen gibt, sei die Zahl der Neonatizide (Tötung eines Kindes in den ersten 24 Stunden nach der Geburt) und Lebendaussetzungen seit 1999 nicht zurückgegangen.
Sozialdienst katholischer Frauen: Angebote stärken Mut
Dagegen betonte die Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), Maria Elisabeth Thoma, Angebote wie die Babyklappen stärkten den Mut von Menschen, sich überhaupt an jemanden zu wenden. Thoma warb für verstärkte Hilfsangebote sowie den Ausbau eines "Frühwarnsystems".
Zwar gingen die Zahlen der getöteten oder ausgesetzten Säuglinge nicht zurück, doch es sei nicht nachweisbar, dass Babyklappen nichts bewirkten.
Der SkF ist Träger von bundesweit 11 Einrichtungen, in denen es entweder eine Babyklappe gibt oder so genannte Arm-zu-Arm-Übergaben möglich sind, bei denen die Mutter zunächst anonym bleiben kann. In weiteren neun Einrichtungen, die mit Kliniken kooperieren, sind nach Angaben der Bundesvorsitzenden anonyme Geburten möglich. Kritiker befürchten, dass Babyklappen Anreize dafür liefern, dass Frauen ihre neu geborenen Kinder abgeben.
Persönlicher Kontakt wichtig
In den 11 SkF-Einrichtungen werden im Jahr um die 45 Kinder abgegeben, so Thoma. Dabei handele es sich aber um Annäherungswerte, da die SkF-Ortsvereine eigenständig seien. In mehr als der Hälfte dieser Fälle habe die Mutter im Nachhinein ihre Anonymität aufgegeben und das Kind entweder selbst angenommen oder zur Adoption freigegeben. Es sei "unglaublich wichtig", einen persönlichen Kontakt zur Mutter zu bekommen. Zugleich verwies die Vorsitzende darauf, dass es auch beim SkF Skepsis gegenüber Babyklappen gebe.
terre des hommes: Konzept der Babyklappe ist gescheitert
Gute Idee ohne Erfolg?
Das Kinderhilfswerk terre des hommes (tdh) hat das Konzept der Babyklappe in Deutschland für gescheitert erklärt. Wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Mittwochausgabe) unter Berufung auf eine aktuelle tdh-Studie berichtet, hat deren Einrichtung nicht zur erhofften Verminderung von Kindstötungen in den ersten 24 Stunden nach der Geburt geführt. Dagegen betont der Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), Angebote wie die Babyklappen stärkten den Mut von Menschen, sich überhaupt an jemanden zu wenden.
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