Telefonberatung hilft Schülern bei Zeugnissorgen

"Kinder brauchen vor allem Trost"

Die meisten Kinder und Jugendlichen starten in diesen Wochen entspannt in die Sommerferien. Manche trauen sich nicht, weil sie ein schlechtes Zeugnis in der Tasche haben. Für die gibt es ein bundesweites Kinder- und Jugendtelefon.

Autor/in:
Susanne Müller
 (DR)

"Aber manche Kinder trauen sich nicht nach Hause, laufen stundenlang in der Stadt herum und grübeln", sagt Beate Friese vom Verein "Nummer gegen Kummer" in Wuppertal. Sie haben ein schlechtes Zeugnis in der Tasche und wissen nicht, wie sie das den Eltern beibringen sollen.

Friese ermutigt sie, beim bundesweiten Kinder- und Jugendtelefon anzurufen, wo sie unter 0800-111 0 333 und 0800-116 111 anonym und kostenlos Hilfe finden können. "Gemeinsam überlegen wir dann, wie sich die schlechte Nachricht überbringen lässt". Die meisten Kinder bräuchten vor allem Trost. "Oft haben sie Angst vor drastischen Strafen wie Hausarrest, Internetverbot und herabsetzenden Äußerungen wie 'Versager'."

"Wir versuchen, mit den Kindern gemeinsam herauszufinden, wie die schlechten Noten entstanden sind. Dann überlegen wir, wie diese im kommenden Schuljahr verbessert werden können", berichtet Friese.
Viele der Kinder wünschten sich vor allem mehr Unterstützung durch die Eltern.

Probleme, die auch in Gewalt eskalieren können
Auch Anna Zacharias, die bei "Nummer gegen Kummer" Jugendliche für Beratungsgespräche schult, kennt die Probleme zwischen Eltern und Kindern - die mitunter auch in Gewalt eskalieren können. "Dabei fallen schlechte Noten nicht vom Himmel, auch wenn Eltern manchmal aus allen Wolken fallen, wenn sie das Zeugnis sehen", sagt sie. Manche Kinder versicherten sogar energisch, dass sie die Eltern "vorbereitet" hätten. Aber viele Eltern hören offenbar nicht zu oder wollen es nicht wahrhaben, wenn die Leistungen ihrer Kinder sich verschlechtern.

"Schlechte Noten sind bei uns das ganze Jahr über ein Thema, vor allem aber in den letzten zwei Monaten vor den Sommerferien", sagt Zacharias. Im Jahr 2008 hatten knapp 18.000 Kinder und Jugendliche wegen Schulproblemen angerufen. Von ihnen brauchte mehr als jeder vierte Rat wegen schlechter Noten. Rund acht Prozent der Schüler klagten über Überforderung.

Anna Zacharias rät Eltern bei einem schlechten Zeugnis, tief durchzuatmen und zusammen mit dem Kind eine Lösung zu suchen. "Sie sollten nicht vergessen, dass ein anstrengendes Schuljahr hinter dem Nachwuchs liegt", sagt sie. Auch Eltern können beim Kummertelefon anrufen und sich unter 0800-111 0 550 kostenlos Rat holen.

"Dieses Problem taucht ja nicht plötzlich auf"
An den evangelischen Zinzendorfschulen in Königsfeld im Schwarzwald ist Ärger wegen schlechter Noten schon seit 200 Jahren immer wieder ein Thema. "Aber dieses Problem taucht ja nicht plötzlich auf, sondern bahnt sich an. Wir sind sehr früh mit Eltern und Schülern in Kontakt", sagt Schulleiter Johannes Treude. "Bei intensivem Kontakt zu Schülern und Eltern kann ein Lehrer abschätzen, welches Kind zu Hause Schwierigkeiten bekommen wird", erläutert der Pädagoge. Er würde einen Schüler dann ansprechen. Voraussetzung dafür sei ein Vertrauensverhältnis.

Eltern sollten "ein entspanntes Verhältnis" zu den Noten des Kindes aufbauen, die Entwicklungsphasen berücksichtigen und vor allem Unterstützung anbieten, rät der Schulleiter. Wenn sich extreme Reaktionen anbahnten, "leiten wir sehr früh eine psychologische Beratung der Familie ein", sagt Treude.

Auch Beate Friese appelliert an die Eltern, "kein Donnerwetter zu veranstalten". Ein schlechtes Zeugnis könne auch Anlass zu einem verständnisvollen Gespräch sein: Fühlt sich das Kind wohl in der Schule? Was braucht es zum Lernen? Wer kann bei Schwierigkeiten helfen? Wie können Lerndefizite aufgeholt werden? "Bisweilen müssen auch die eigenen Ansprüche an die Kinder korrigiert werden", sagt die Beraterin.

Schülertelefon: 0800-111 0 333 und 0800-116 111, anonym und kostenlos aus dem Festnetz und vom Handy aus, montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr Elterntelefon: 0800-111 0 550, montags und mittwochs von 9 bis 11, dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.

Beratung im Internet rund um die Uhr.