Teenager-Morde erschüttern London

Der Mörder war erst 13

Die Briten sind schockiert. Sechs junge Leute sind innerhalb der vergangenen sechs Wochen in London ermordet worden. Schauplatz, zumindest der ersten vier Morde, war ein Stadtteil im Süden Londons, der für seine sozialen Probleme ebenso bekannt ist wie für eine zunehmende Banden- und Drogenkriminalität.
Die beiden letzten Toten dagegen, verbindet mit den meisten anderen Opfern nicht mehr als die schwarze Hautfarbe.
Ursache für die Aktivitäten der Gangs seien nicht in erster Linie Armut sondern die Einflüsse der Rap-Musik und der Glitzer-Kultur. Die Schüler verachten das Lernen und Verehren die Helden des Gangster-Rap, sagt London-Korrespondent Jürgen Krönig im domradio Interview.

 (DR)

Mit Drogen oder Gangs hatte er nichts zu tun. Nach Aussagen des Schuldirektors war Kodjo ein guter Schüler, vor allem aber galt er als "freundlich, sanftmütig und friedlich".
Der 16-Jährige Kodjo Yenga  wurde am Mittwoch unweit von seinem Elternhaus in Hammersmith, im Westen Londons ermordet. Kodjo und seine Freundin Cookie (15) waren auf einem Spaziergang mit ihrem Bullterrier
offenbar zufällig in das "Revier" einer Jugendgang geraten, die unter "Tötet ihn"-Rufen Jagd auf ihn machte und tödlich zustach. Andere Jugendliche standen dabei und feuerten die Täter an.

Täter ist erst 13
Am Samstag konnten vier mutmaßliche Täter dem Haftrichter vorgeführt werden. Der jüngste der Festgenommenen ist erst 13 Jahre alt, die anderen sind nur unwesentlich älter. Die Jugendlichen sollen Mitglieder der Westlondoner Gang MDP ("Murder Dem Pussies") sein, die wegen ihrer Kampfhunde berüchtigt ist.

Ein weiterer 15-Jähriger ist am Sonntag in einem Ostlondoner Krankenhaus gestorben. Er war nach einem Kinobesuch auf offener Straße niedergestochen worden. Auch in diesem Fall fahndet die Polizei nach zwei jugendlichen Verdächtigen.

Blair will Strafen für Waffenbesitz verschärfen
Bei Scotland Yard berät man nun über die ausufernde Gewalt unter Jugendbanden. "Jugendsektionen" etablierter Gangs seien das größte Problem der Themsestadt.

Die Eskalation der brutalen Gewalt gegen Jugendliche müsse unterbunden werden, erklärte Polizeichef Ian Blair. Nach den ersten drei Morden an Teenagern hatte Scotland Yard Mitte Februar eine Spezialeinheit gegründet.

Die Ministerin für kommunale Angelegenheiten, Ruth Kelly, betonte am Sonntag allerdings, es handele sich bei diesen Bluttaten um vereinzelte Vorfälle. Der Chef der Liberaldemokraten, Menzies Campbell, forderte gleichwohl härtere Strafen für das Tragen von Messern. Auch Premierminister Tony Blair hatte eine Verschärfung der Strafen für den Besitz von Waffen angekündigt.