Tausende junge Europäer feiern gemeinsam zum Jahreswechsel

Vorfreude auf Riga

Beten, Singen und Europa leben: Das Taize-Jugendtreffen über Silvester lockt zum Jahreswechsel tausende Jugendliche in die lettische Hauptstadt Riga.

Autor/in:
Christoph Koitka
Nacht der Lichter (KNA)
Nacht der Lichter / ( KNA )

Nein, jugendlich ist er nicht mehr, trotzdem freut sich Gerhard Nellessen auf das Taize-Jugendtreffen in Riga. Von Mittwoch bis Sonntag kommen dort auf Einladung der Bruderschaft aus Frankreich tausende Jugendliche aus ganz Europa zusammen. Sie wollen gemeinsam beten, singen und Völkerverständigung leben. Zwischen 17 und 35 Jahren alt sollen die Teilnehmer eigentlich sein. Obwohl vom Alter her eher seine Kinder angesprochen sind, wird auch Nellessen mittendrin sein.

Der Projektreferent des Bistums Aachen darf kommen, weil er gleich 20 Jugendliche mitbringt. Als Gruppenleiter kann er auch jenseits der Altersgrenze am Taize-Jugendtreffen in Riga teilnehmen. Obwohl die lettische Hauptstadt auch kulturell und architektonisch einiges zu bieten hat, ist für Nellessen klar: "Wir kommen nicht schwerpunktmäßig als Touristen." Seine Gruppe hat ihn bei einem ersten Vortreffen positiv überrascht: "Alle stehen im christlichen Glauben!", freut sich Nellessen.

Kein Touri-Trip

Dem Aachener ist wichtig, dass die Reise nicht zu einem Touri-Trip verkommt, denn dafür ist ihm die Botschaft zu wichtig. "Nicht nur Glauben und Beten, sondern Tun und Handeln" - das ist für Nellessen der Kern von Taize. Beim letzten Taize-Jugendtreffen in Valencia hat er die Atmosphäre bereits aufsaugen können. "Beruflich ist das natürlich toll, privat aber nicht ohne", weiß Nellessen, der sonst die Feiertage im Kreis seiner Großfamilie verbringt. Ganz muss er allerdings nicht verzichten: Seine Frau hat sich ebenfalls als Leiterin gemeldet, um beim Treffen in Riga dabei sein zu können.

Besondere Erwartungen hat Nellessen nicht: "Ich habe in Valencia lange und intensive Tage verbracht, habe Freundschaften entstehen sehen und Völkerverständigung erlebt. Darum weiß ich jetzt schon, dass alle ihre Erfahrung machen werden." Nach der gemeinsamen Anreise im Bus wird die Reisegruppe getrennt, damit neue Konstellationen entstehen können. "Im Vordergrund steht nicht die Konfession oder Nation, sondern die Nächstenliebe", bekräftigt Nellessen.

Treffen zwischen Konfessionen, Völkern und Ländern

Brücken bauen zwischen den Konfessionen, Völkern und Ländern: Das schätzt auch der katholische Erzbischof von Riga, Zbignevs Stankevics, am Taize-Treffen. "In einer Zeit, in der sich weltweit die Konflikte verschärfen und Mauern gebaut werden, ist der geistige Impuls sehr wichtig", ließ sich Stankevics zitieren. Auch sein evangelisch-lutherischer Amtskollege Janis Vanags freut sich auf "ein wunderbares Ereignis in Riga". Der Erzbischof rief seine Landsleute auf, gute Gastgeber zu sein.

Die Stadtverwaltung wirbt derweil um gute Gastgeber für die Scharen von Jugendlichen, die Riga um die Jahreswende bevölkern werden: Mit nur zwei Quadratmetern Platz auf dem Fußboden kann ein junger Reisender in Ruhe schlafen, so ist es auf der Homepage der Verwaltung zu lesen. Gerhard Nellessen freut sich auf das befristete Zusammenleben in einer fremden lettischen Familie: "Ich hoffe sehr, dass wir nicht in einer Turnhalle untergebracht sein werden."

Es wird immer wieder spontan gesungen

Neben Thementreffen und Gebeten wird es auch ein Kulturprogramm und immer wieder Gespräche geben. Auch spontanes Singen ist für Nellessen typisch Taize: "Die Hälfte der Zeit wird ja ohnehin gesungen, und das ist ja auch eine sehr einfache Art der Völkerverständigung." Höhepunkt des Jugendtreffens, das die geistliche Gemeinschaft seit den 1970er Jahren organisiert, ist die Feier eines alternativen Jahreswechsels in Form eines "Gebets für den Weltfrieden" und eines "Festes der Völker".

Mit Lettland ist erstmals ein baltisches Land Gastgeber eines der von der "Communaute de Taize" seit 1978 jährlich einberufenen Europäischen Jugendtreffen. Nellessen und seiner Gruppe steht eine weite Anreise bevor. Doch der Projektreferent sieht auch darin etwas Gutes: "Durch die lange Busfahrt können wir schon bei der Anreise Gemeinschaft leben."


Quelle:
KNA