Tausende Gläubige warteten Stunden auf Benedikt

Pilgerlieder in der Dunkelheit

Man hört die Pilger, bevor man sie sieht. "Lobet den Herren" klingt es am frühen Dienstagmorgen in der Dunkelheit unweit des Islinger Feldes in Regensburg. Eine Gruppe von Nonnen hat das alte Kirchenlied angestimmt, eine Familie und mehrere Jugendliche stimmen mit ein. Sie gehören zu dem immer dichter werdenden Strom von Gläubigen, die seit Mitternacht zum Islinger Feld unterwegs sind, wo Papst Benedikt XVI.

 (DR)

Man hört die Pilger, bevor man sie sieht. "Lobet den Herren" klingt es am frühen Dienstagmorgen in der Dunkelheit unweit des Islinger Feldes in Regensburg. Eine Gruppe von Nonnen hat das alte Kirchenlied angestimmt, eine Familie und mehrere Jugendliche stimmen mit ein. Sie gehören zu dem immer dichter werdenden Strom von Gläubigen, die seit Mitternacht zum Islinger Feld unterwegs sind, wo Papst Benedikt XVI. am Vormittag mit bis zu 300 0000 Menschen einen festlichen Gottesdienst feiern will.

Es soll wieder ein sonniger Tag werden, doch noch ist es kalt und feucht. Trotzdem ist die Stimmung bereits heiter und ausgelassen: "Benedikt aus Bayern - Wir wollen mit Dir feiern", skandiert eine Gruppe, "Benedikt - Von Gott geschickt", erwidert eine andere. Einige Regensburger Studenten haben eigens T-Shirts mit dem Foto des Papstes gemacht, darunter der Spruch aus dem Kult-Film "Blues Brothers": "Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs."

"Der Heilige Vater ist einfach cool", sagte Lehramtsstudentin Maria, die mit drei Freundinnen auf dem Weg zum Gottesdienst ist. "Manchmal lebt man ja einfach so vor sich hin, und da ist es schon ganz gut, wenn einem der Papst mal sagt, wo es lang geht." Seit der Wahl von Joseph Ratzinger bete sie wieder öfter, sagt die 23-Jährige. Doch die Messe auf dem Islinger Feld steht nicht allein im Zeichen der Jugend. Ganze Familien haben sich auf den Weg gemacht, wie die der neunjährigem Sarah Wiesinger, der das frühe Aufstehen gar nichts ausgemacht hat: "Ich hätte sowieso vor Aufregung nicht schlafen können", gesteht sie. Ihr gefällt besonders das Motto der Papstreise: "Wer glaubt, ist nie allein": "Das stimmt schon, das geht mir auch so", sagt sie. Dass wegen des hohen Besuches die Sommerferien um einen Tag verlängert wurden, sei allerdings auch nicht schlecht.

Der Weg der Pilger führt an so weltlichen Einrichtungen wie Dönerbuden, Spielhallen und der örtlichen Filiale einer Schnellimbiss-Kette vorbei. Ein Autohändler hat seine Neuwagen an den Rand geschoben und Platz geschaffen für Biertische und Bänke, um die Pilger zu bewirten. Eine Großbäckerei verkauft mit Weinschaum gefüllte "Papst Benedikt-Krapfen" direkt aus der Backstube. Herzhaft klingen derweil die Flüche der Busfahrer, die mit ihren Pilgerbussen auf der als Parkplatz abgesperrten Autobahn A3 rangieren.

In diesen Tagen ist ein Regensburg eine Stadt, die vor Stolz schier zu platzen scheint, gilt sie doch als "Lieblingsstadt" des Papstes. Hierhin war Joseph Ratzinger 1969 gekommen, um den Dogmatik-Lehrstuhl der neu gegründeten Universität zu übernehmen. Zuvor hatten dem späteren Papst die Studentenproteste an seiner bisherigen Wirkungsstätte Tübingen zu schaffen gemacht. Ratzingers Bruder Georg wirkte bereits als Domkapellmeister und Leiter der "Regensburger Domspatzen" in der oberpfälzischen Stadt. Für die Regensburger ist es deshalb eine Frage der Ehre, dass sie den meistbesuchten Gottesdienst der päpstlichen Bayernreise stellen werden. Sei Sonnenaufgang ist aber noch völlig unklar, ob es tatsächlich die mindestens 250 000 Gläubigen werden. "Wir beten darum", sagte eine Nonne am Eingang des Geländes.
(ddp/map/sto)