Tausende Gläubige feiern 1.000 Jahre Bamberger Dom

"Dem Himmel entgegen"

Tausende Gläubige haben die Weihe des ersten Bamberger Doms vor genau 1.000 Jahren gefeiert. Zu dem Festgottesdienst kamen etwa 20 katholische Bischöfe und Äbte aus neun Nationen nach Bamberg, aus Köln war Joachim Kardinal Meisner angereist. Das Jubiläumsfest steht unter dem Motto "Dem Himmel entgegen".

 (DR)

Aus Rom reiste Walter Brandmüller nach Franken. Auch der anglikanische Bischof von Chichester, John Hind, nahm am Gottesdienst teil, ebenso Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Das ganze Wochenende über fand rund um die Kathedrale zudem die Domkirchweih statt.



"Missionarische Kirche aus lebendigen Steinen"

In seiner Predigt rief Erzbischof Ludwig Schick die Gläubigen dazu auf, eine "missionarische Kirche aus lebendigen Steinen" zu sein.

Diese müsse sich in die Gesellschaft einmischen, etwa wenn es um den Schutz menschlichen Lebens gehe. "Ein klares Nein zu jeder Abtreibung, zur Tötung von alten Menschen, die verharmlosend Sterbehilfe genannt wird und Nein zu jedem Mord und jeder Verletzung von Menschen durch Terror, Kriege, linke und rechte, extremistische oder häusliche Gewalt", sagte Schick im vollbesetzten Dom.



Die Ehrfurcht vor Gott gebiete zudem das Eintreten gegen den Raubbau natürlicher Ressourcen und gegen die Erderwärmung, so der Erzbischof weiter. Die Kirche müsse den Frieden Christi in die Gesellschaft bringen, "damit Friede zwischen den Generationen, Einheimischen und Ausländern herrscht". Die von weitem sichtbaren Domtürme zeigten auf Gott, der den Menschen Gerechtigkeit schenke. "Der Dom soll Gläubige und Ungläubige, Christen und Nichtchristen, Pilger und Touristen auf Gott hinweisen und die Herzen der Menschen dem Himmel entgegen ziehen."





Papst sendet Grußwort nach Bamberg

Auch Papst Benedikt XVI. wandte sich in einem Grußwort an die in Bamberg versammelten Katholiken. Die Feiern zur Weihe der ersten Kathedrale vor 1.000 Jahren sollen für das Erzbistum Bamberg ein Auftakt für das Jahr des Glaubens werden, schrieb der Papst in einem am Sonntag verlesenen Schreiben. "Das Wissen um dieses Haus auf dem Felsen, liebe Brüder und Schwestern, mag euch in der Gewissheit bestärken, dass der Herr auch in den kommenden Zeiten - wie schwer sie vielleicht auch werden - seine Kirche nicht verlässt."



Benedikt XVI. bezog sich in einem Schreiben auf das von Tilman Riemenschneider geschaffene Hochgrab des heiligen Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde sowie das von Papst Clemens II. Es ist das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. "In der engen Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Apostels Petrus und der universalen Kirche werdet ihr auch in der Glaubenskrise unserer Tage neue, unerschütterliche Glaubensgewissheit und Zuversicht finden." Das Grab des Kaiserpaares mache deutlich, dass Christen dem Wort des Evangeliums in Familie, Beruf, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur Gehör verschaffen müssten.



Die Kirche sei jedoch nicht einfach "ein Interessensverband, ein gemeinschaftliches Unternehmen, kurzum eine Form menschlicher Gesellschaft, die dann auch nach Säkularen, politischen Regeln mit weltlichen Mitteln" gestaltet und geleitet werden könne, so Benedikt XVI. weiter. Deshalb seien auch jene Menschen, die zum Dienst in der Kirche berufen seien, nicht Funktionäre der Gemeinde. Sie empfingen Amt und Vollmacht von Jesus Christus. Der Bischof müsse als Lehrer der katholischen Wahrheit für die Einheit des Bistums, seiner Priester und Gläubigen bürgen, "und dies nur im Einklang mit der Räume und Zeiten umspannenden Glaubensgemeinschaft der Weltkirche".



Bamberger Dom gehört seit 1993 zum Weltkulturerbe

Die Kathedrale aus der späten Romanik und frühen Gotik mit seinen vier Türmen zählt seit 1993 zum Weltkulturerbe. Clemens II., der 1047 verstarb, hatte testamentarisch verfügt, dass er an seinem früheren Bischofsitz in Franken beerdigt werden wollte. Das weltweit bekannteste Wahrzeichen dürfte aber der "Bamberger Reiter" sein, eine Steinskulptur aus dem 13. Jahrhundert, die bis heute Rätsel aufgibt.



Als Heinrich II. im Jahr 1007 die Gründung des Bistums Bamberg erreichte, war der Grundstein für den Dom bereits gelegt. Bis zur Fertigstellung der Mutterkirche für das neue Bistum dauerte es aber noch einige Jahre. Am 6. Mai 1012, dem Geburtstag von Heinrich, wurde die Kirche geweiht. Dieser Heinrichs-Dom wurde in Form einer flach gedeckten, dreischiffigen Säulenbasilika gebaut.



1081 beschädigte sie ein Brand. Zunächst erfolgten nur notdürftige Reparaturen. Erst unter dem später heiliggesprochenen Bischof Otto I. (1102 bis 1139) gelang eine umfangreiche Erneuerung. Doch auch der Otto-Dom wurde durch ein Feuer verwüstet. Bischof Ekbert von Andechs-Meranien (1203 bis 1237) machte sich an einen weiteren Neubau in jener Form, wie sich der Dom heute noch immer darstellt. Jährlich kommen etwa eine Million Besucher.