Taliban töten ausländische Ärzte im Nordosten Afghanistans

Gestorben für den Glauben

Im Nordosten Afghanistans sind acht christliche Helfer und zwei Einheimische getötet worden. Unter den Opfern ist eine deutsche Ärztin, wie die Bundesregierung am Samstag bestätigte. Die stellvertretende Regierungssprecherin Sabine Heimbach sprach von einem feigen Mord. Es starben auch fünf US-Bürger, eine Amerikanerin und eine Britin sowie zwei afghanische Dolmetscher.

 (DR)

Bei den Helfern handelt es sich um ein Augenärzteteam der Organisation "International Assistance Mission" (IAM). Die Gruppe war mit einer mobilen Klinik in der Provinz Nuristan und befand sich auf dem Heimweg nach Kabul, wie der Leiter des Kabuler Büros, Dirk Frans, erklärte. Es wird vermutet, dass auch der Leiter einer Augenklinik, der Amerikaner Tom Little, unter den Toten ist.

Zu der Tat bekannten sich islamische Extremisten. Taliban-Sprecher
Zabihullah Mujahed sagte nach Angaben des britischen Senders Sky News: "Es waren christliche Missionare, und wir töteten sie alle." Frans bestritt jedoch, dass die Organisation in Afghanistan missioniere. "Das ist eine Lüge. Das ist überhaupt nicht wahr. IAM ist eine christliche Organisation und ist es immer gewesen", sagte er dem britischen Sender BBC.

Die Bundesregierung drängt darauf, die Verbrechen aufzuklären und die Urheber gemeinsam mit den afghanischen Behörden zu bestrafen. Der
Vorfall unterstreiche die Notwendigkeit, weiter zielstrebig auf eine
Stabilisierung der Lage in Afghanistan hinzuwirken, sagte
Regierungssprecherin Heimbach. Die afghanische Regierung müsse
zunehmend die Verantwortung für die Sicherheit im Land übernehmen
können.

Die Toten wurden in Badachschan gefunden. Nach Einschätzung der
Afghanistan-Expertin Citha Maass ist trotz des Taliban-Bekenntnisses
nicht sicher, dass die Urheber radikal-islamische Extremisten waren.
Die Täter könnten auch Kriminelle gewesen sein, sagte sie in einem
Interview des Deutschlandfunks. Durch die Region führten auch
Schmugglerrouten.

Wer als humanitärer Helfer versucht, Afghanen zum Christentum zu
bekehren, erhöht laut Maass die Gefahr, zur Zielscheibe von
Aufständischen zu werden. Nach ihren Worten stand IAM 2001/2002 im
Verdacht, christliche Mission zu betreiben. "Das ist hochriskant", warnte Maass. "Wenn man in dem Verdacht steht, setzt man sich einem
zusätzlichen Risiko aus."

Die auf Augenmedizin spezialisierte Christoffel-Blindenmission mit Sitz im südhessischen Bensheim arbeitet seit den 70er Jahren mit IAM
zusammen. Deutsche Mediziner habe man aber nicht nach Afghanistan
entsandt, sagte der Sprecher der Blindenmission, Wolfgang Jochum, dem
epd. Über christliche Missionstätigkeit bei IAM sei ihm nichts bekannt. "Das würden wir auch nicht unterstützen."

Das Hilfswerk IAM arbeitet seit vier Jahrzehnten in Afghanistan und wird bei der Blindenmission als zuverlässig und seriös geschätzt. Mit mobilen Augenkliniken, die für einige Tage an unterschiedlichen Orten in Zelten errichtet werden, wollen Ärzte auch Menschen in entlegenen Gebieten erreichen, wo es keine Krankenhäuser gibt.